Die pinke Welt der Unternehmerin Jasmin Taylor


Wer: Jasmin Taylor – Reise-Unternehmerin
Wo: Berlin – Westend

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Die Villa – Baujahr 1887 – steht auf einem 3.000 Quadratmeter großen Grundstück in Berlin-Westend. Gewohnt und gearbeitet wird auf insgesamt 1.000 Quadratmetern

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Welcome!

Jeden Morgen, wenn Jasmin Taylor aufwacht, fällt ihr Blick als erstes auf einen pinkfarbenen, seidenbespannten Pouf in ihrem Boudoir, dahinter eine ganze Armada pinkfarbener Handtaschen, Schuhe in allen erdenklichen Pink-Nuancen und selbst die Wände ihres begehbaren Kleiderschrankes sind in pinkfarbene Seide gehüllt. Die Aussichten der erfolgreichen Touristik-Unternehmerin, die mich in pinkfarbenen Pumps und dazu passender Hose in ihrer Berliner Villa für eine Homestory empfängt, waren nicht immer so rosig. In Teheran geboren, erlebte sie als 13-Jährige den Beginn der iranischen Revolution, woraufhin ihre Eltern sie mit 17 Jahren nach Deutschland schickten. Ganz allein und ohne Deutschkenntnisse begann in Bonn ihr neues Leben. Sie erlernte zielstrebig die Sprache, schaffte das Abitur, studierte danach in den USA Psychologie und Management. Zurück in Deutschland fiel der Startschuss für ihre Karriere in der Tourismus-Industrie.

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Jasmin Taylor in ihrem begehbaren und rundum verspiegelten XXL-Kleiderschrank mit pinkfarbenem Seiden-Pouf.

MyStylery: Frau Taylor, woher stammt Ihre Vorliebe für die Farbe Magenta? Selbst das Logo Ihrer Firma JT Touristik ist pink.
Jasmin Taylor: Pink symbolisiert Weiblichkeit, Emotionalität und ist gleichzeitig eine Signalfarbe. Da Frauen letzten Endes über Reiseziele entscheiden, war die farbliche Gestaltung des Logos eine logische Konsequenz.

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Die lindgrünen Stoffe von Colefax & Fowler im Schlafzimmer erinnern an die orientalischen Wurzeln der Bewohnerin

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Das ans Schlafzimmer angrenzende Ensuite-Bad

MS: Sie haben Psychologie- und Wirtschaftswissenschaften studiert. Wie wurden Sie Reiseunternehmerin?
JT: Das war eher ein Zufall. Ich wusste, dass ich ein Online-Unternehmen aufziehen wollte. Die einzigen Dinge, mit denen man um die Jahrtausendwende online Geld verdienen konnte, waren CDs, Bücher und Reisen. Da ich gerne reiste, entschied ich mich für die Touristikbranche. 2002 startete ich als „one-woman-show“ und gründete 2009 JT Touristik.

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Blick vom Esszimmer in die Küche. „Terrarium“ Leuchten von Lindsey Adelman New York

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Ein Samowar darf in der Küche einer Perserin nicht fehlen

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Die maßgefertigte Küche nach einem Entwurf von Holger Hansen und Karim El-Barbari ist mit einem für Jasmin Taylor exklusiv entworfenen Bisazza-Fliesenmuster versehen

MS: Der „Travel Industry Club“ kürte sie 2011 zur Reisemanagerin des Jahres, Ihr Unternehmen setzte im vergangen Jahr 150 Millionen Euro um, sie beschäftigen 60 Mitarbeiter und bieten Reisen in 150 Destinationen an. Wie wurden Sie so erfolgreich?
JT: Es ist das Preis-Leistungs-Verhältnis, das unsere Kunden überzeugt. Sie buchen ein Fünf-Sterne-Hotel für den Preis eines Vier-Sterne-Hauses. Ich nenne das „Value for Money“.

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Jasmin Taylor wünschte sich ein „getäfeltes Esszimmer“. Das Designerteam Hansen/El-Barbari kreierte daraufhin eine Wandvertäfelung aus gekalkter und gebeizter Eiche. Tisch von Knoll (Design: Saarinen), Stühle „Paloma“ von Baxter, darüber einen speziell angefertigte Leuchte „Branching Bubble Chandelier“ von der New Yorker Licht-Designerin Lindsey Adelman

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Der runde Glastisch ist von Sebastian Herkner für Classicon. Darauf ein Gerbera-Strauß – natürlich in Pink

MS: Berlin ist Ihr Lebensmittelpunkt. Was fasziniert Sie an der Stadt?
JT: Berlin die einzige kosmopolitische Stadt in Deutschland. Nachdem ich vor fünf Jahren nun auch noch mein Traumhaus in der Hauptstadt gefunden habe, ist Berlin für mich „the place to be“.

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Blick ins Wohnzimmer: Die Sofas sind von Minotti (Stoff von Etro)

MS: Wie lassen sich Arbeiten und Wohnen im selben Haus vereinbaren? Fehlt Ihnen da nicht manchmal der Abstand?
JT: Nein, im Gegenteil. Ich habe kurze Wege. Das spart Zeit. Bei der Gestaltung meiner Privatwohnung habe ich darauf geachtet, dass sich das Farbkonzept deutlich zu den Firmen-Räumen abgrenzt, obwohl ich zum Leidwesen meiner Architekten nicht komplett auf Pink verzichten konnte. (lacht).

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Im Wohnzimmer hängt die Fotoarbeit „Don’t Block“ von Eva Hassmann (2012) über dem Bronze-Kamin, davor eine Deckenleuchte von Bocci

MS: Als Sie die Villa 2010 kauften, fanden Sie sich in einer Ruine wieder.
JT: Ja, das Haus befand sich in einem jämmerlichen Zustand, mein Neffe nannte es „Draculas Villa“. Das Dach war offen, die Natur hatte hier mittlerweile das Kommando übernommen, Vögel nisteten überall. Seit fünf Jahren wird nun schon saniert.

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In den antiken Perserteppichen haben sich die Künstler namentlich verewigt. „Ein Teppich besteht aus über 100 Millionen Knoten,“ sagt Jasmin Taylor. „Sie stehen für ein ganzes Leben.“ Schokobrauner Lammfell-Sessel „Prince“ mit Pouf von Minotti

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„Wichtig waren mir gemütliche Sitzecken,“ sagt Jasmin Taylor über die Gestaltung des Erkers

MS: Was war Ihnen beim Einrichtungskonzept wichtig?
JT: Das Konzept habe ich zusammen mit dem Berliner Architekten Holger Hansen und dem Interior-Designer Karim El-Barbari erarbeitet. Es ist inspiriert vom französischen Art-Deco und der Wiener Akademie der 1930-er Jahre, aber modern interpretiert mit klaren Linien und luxuriösen Materialien. Und es sollte meine orientalischen Wurzeln wiederspiegeln, was Holger Hansen und Karim El-Barbari perfekt gelungen ist. Mein Vater handelte mit Stoffen und Seiden, so dass ich schon immer eine Affinität zu Textilien hatte. Die antiken Perser-Teppiche waren die Vorgabe für das Interior-Design, alles andere musste darauf abgestimmt werden, nach dem Motto: Preußen trifft Persien. Herausgekommen ist ein Mix aus modernen und klassischen Elementen, mit dem ich sehr zufrieden bin.

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Kostbare Stoffe und handgefertigte Stickereien zieren die Kissen

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In der Bibliothek hängt der Lüster „Arctic Pear“ von Ochre unter einer Blattgold-Tapete der Berliner Manufaktur Welter

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Das kapitonierte Wildleder-Sofa in der Bibliothek sowie die Hocker aus gefilzter, mongolischer Wolle (Design: Paola Navone) sind von Baxter

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In der Bibliothek ist eine Fotoarbeit „Private Property“ von Eva Hassmann (2012) über einem Sideboard von Fendi zu sehen. Der Messing-Samowar ist ein Erbstück von Jasmins Großmutter

MS: Bleiben bei diesem Traumleben im Traumhaus noch Wünsche offen?
JT: Natürlich habe ich noch Wünsche, zum Beispiel, dass meine Mutter noch lange gesund und fit bleibt. Ein Leben ohne Träume wäre doch ein armseliges – egal was man erreicht hat. BvH

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Verspiegelte Türen reflektieren das Licht im Flur

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Orientalische Ornamente finden sich auch im Gästezimmer. Die Orangetöne erinnern an die Farben der Hermès-Taschen der Hausherrin

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Auch das Gästebad ist maßgefertigt

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Die Seidentapete ist eine Spezialanfertigung der englischen Manufaktur Degournay. Deckenlampe aus Seide von Fortuny, Modell „Scheherazade“

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Blick auf die Terrasse

Kontakte:
Jasmin Taylor  www.jt.de
Karim El-Barbari keb@kebconcepts.com
Holger Hansen hh@hansenwinkler.de

*featured image by JT Touristik

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