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Zu Besuch bei Enno von Ruffin
Wer: Enno von Ruffin
Wo: Gut Basthorst, Schleswig-Holstein
„Der Baron kommt gleich“, sagt eine freundliche Dame und bittet mich zu warten. Und da steht er auch schon vor mir – in roter Cordhose, dem für ihn typischen Janker, selbstverständlich mit Einstecktuch: Enno Freiherr von Ruffin lässt sich aufs Sofa seines Salons fallen. „Es gab da ein Problem mit den Kabeln für die Weihnachtsbeleuchtung“, erklärt er etwas kurzatmig seine Verspätung. Aber das sei nun alles geregelt. Wie er immer alles regelt. Selbst nachts um zwei, wenn ein Hotelgast vor der Tür steht – ohne Schlüssel. Dann ist es sein Telefon, das klingelt.
Seit 35 Jahren führt Enno von Ruffin Gut Basthorst in Schleswig-Holstein, einen 650 Hektar großen Hof, zu dem neben der Landwirtschaft eine Firma für Garten- und Landschaftsbau zählt, ein Hotelbetrieb und die Gastronomie mit eigenem Basthorster Bier.
Für die ursprünglich aus Bayern und Meran in Tirol stammende Familie von Ruffin ist Gut Basthorst seit 400 Jahren Heimat. Hier wurde Enno geboren. Hier ist er aufgewachsen. Kennt jeden Winkel, jeden Baum, jeden Strauch. Er besucht die Dorfschule, vormittags und nachmittags im Wechsel, da es nur ein Klassenzimmer für alle gibt. Danach wird Enno aufs Internat geschickt. Da ist er zehn Jahre alt. In der rauen Internatswelt mit ihrem starren Korsett kommt er nicht so ganz klar. Es gelten plötzlich andere Regeln. Regeln, die Zigaretten, Bier und Mädels nicht vorsehen. Und auf die er, der Freiheitsliebende so gar kein Lust hat. „Eigentlich war ich ein einfaches Kind“, sagt Enno und grinst. „Andere haben das offenbar etwas anders gesehen.“ So wechselt er die Internate in regelmäßigen Abständen, „keine Ahnung mehr wie viele.“ Sein Protest gegen das Establishment, „aber nie gegen die Familie.“
Nach der Schule geht er nach Bayern, war Oberleutnant bei den Gebirgsjägern, absolviert zuvor eine Ausbildung zum Landwirt. Und verbringt ein Jahr in der Nähe von Dallas, wo er sich mit der amerikanischen Landwirtschaft auseinandersetzt. Faszinierend sei das gewesen und abschreckend zugleich. Diese Anonymität. „Da gab‘s keine Bezugsperson, nichts familiäres.“ Stattdessen kilometerlange Felder. Das war horizonterweiternd – im besten Wortsinn. Enno von Ruffin kehrt zurück nach Deutschland in die schleswig-holsteinische Heimat. Denn es war klar, er, der männliche Erbe übernimmt den Hof und die Verantwortung für den Betrieb und die damit verbundenen Menschen. Mit gerade 27 Jahren. Er strukturiert um, modernisiert, vermietet die leerstehenden Gebäude an Handwerker. Im ehemaligen Pferdestall ist heute ein Wirtshaus, in den Scheunen finden Veranstaltungen statt, vom Wettbewerb der Hundefriseure bis hin zur ‚Players Night‘ des hier regelmäßig stattfindenden Poloturniers.
Bekannt ist Gut Basthorst für seine jahreszeitlichen Märkte. Nächstes Wochenende startet der diesjährige Weihnachtsmarkt. Dann kommen Zehntausende von Besuchern, um sich bei Punsch und Hirschwurst auf die Adventszeit einzustimmen. Und mit Vicky Leandros Weihnachtslieder zu singen. Mitte der 80er Jahre lernt Enno von Ruffin in dem einst legendären Hamburger Nachtclub ‚Insel‘ die berühmte Sängerin kennen. Er weiß zunächst nicht, wer sie ist, macht einen seiner flapsigen Sprüche, den sie gekonnt pariert. Er stellt sie seinen „glücklicherweise relativ liberalen“ Eltern vor und die griechische Herkunft Vickys und das Thema „standesgemäße Heirat“ sind kein Hindernis. Heute sind beide freundschaftlich getrennt.
35 Mitarbeiter und diverse Aushilfskräfte halten den Gutsbetrieb am Laufen. „Ich bin Landwirt“, sagt Enno von Ruffin, „ich will mich nicht um Stuhlhussen kümmern.“ Die Tierhaltung – Schweine, Kühe, Schafe, Hühner mit denen er als Kind aufwuchs – wurde in 60er Jahren abgeschafft. Nun gibt es hier wieder Pferde, denn Ennos Lebensgefährtin, die Schwedin Estelle Rytterborg ist passionierte Spring-Reiterin. Eine Leidenschaft, die beide eint und Enno doch beinahe zum Verhängnis geworden wäre: Im gestreckten Galopp stürzt er vom Pferd, erleidet einen lebensbedrohlichen Lungenriss. „Solche Einschnitte machen einen schon demütig“, sagt er nachdenklich. Rauchen ist seitdem nicht mehr. Auch die Zigarren verkneift er sich. „Ab und zu trinke ich genug“, lacht er, der die wenigen Urlaube gerne beim Skifahren in Kitzbühel verbringt und von sich selber sagt, er sei ein autofahrender Spaziergänger. „Ich bin ruhiger geworden, muss nicht mehr auf jeder Party dabei sein.“ Die wilden Zeiten sind vorbei.
Was wirklich wichtig ist? Die Familie. Ganz klar. Die Kinder Leo, Milana und Sandra. Seine Partnerin Estelle und deren Tochter Pauline. Freundschaften. Basthorst. Milana, mittlerweile selber zweifache Mutter, wird Gut Basthorst einmal übernehmen. Sukzessive, wie Enno von Ruffin betont. Irgendwann. Denn ganz loslassen kann er doch nicht: „Ich habe immer ein Ohr auf den Hof.“ Wenn‘s mal wieder irgendwo reinregnet und der Wind nachts die Pfannen vom Dach runterfegt. Dann wird es sein Handy sein, das klingelt. BvH
Tipp:
Der Weihnachtsmarkt auf Gut Basthorst ist einer der schönsten in Norddeutschland. Start am 20. November (mit Ausnahme von Totensonntag am 22. November) und an allen Adventswochenenden:
Von Freitag bis Sonntag bieten 300 Aussteller Kunsthandwerk und regionale Spezialitäten in stimmungsvoller Atmosphäre an.
Freitag, den 27. November gibt Vicky Leandros ein weihnachtliches Benefizkonzert zugunsten von ‚Ein Herz für Kinder‘. Ersteigert einen der VIP- Weihnachtsbäume, die zuvor von Prominenten wie Udo Lindenberg, H.P. Baxter, Johannes B. Kerner u.a. geschmückt wurden.
Kontakt:
Gut Basthorst
Auf dem Gut 3
21493 Basthorst
Wundervoll!
Gut Basthorst!
Hier wird Kultur noch groß geschrieben!
Eine tolle Location, das finden wir auch!
Liebe Grüße, Birgit