Wer: Marlene von Steenvag - Burlesque-Tänzerin Wo: Berlin - Prenzlauer…
Zu Besuch im Stahl-House in L.A.
Was: Stahl-House
Wo: Los Angeles, USA
Ich bin dann mal weg… Vor zwei Jahren hatte ich die einmalige Chance, mein Berliner Leben für die Dauer von sechs Monaten hinter mir zu lassen und nach Los Angeles zu gehen. Eine tolle Chance, die ich versucht habe, optimal zu nutzen: Zum Beispiel entstanden dort Gerüst und erste Inhalte für MyStylery.
Kalifornien – vor allem Palm Springs – ist ein Eldorado für Architektur-Fans. Auch L.A. hat architektonisch einiges zu bieten. Damit meine ich weniger die millionenschweren Villen in Beverly Hills und Bel Air. Wer in die Stadt der Engel reist, sollte unbedingt das Stahl-House (auch als Case Study House Nr. 22 bekannt) in sein Sightseeing-Programm einplanen.
Benannt nach dem Bauherrn, dem früheren American-Football-Spieler C. H. „Buck“ Stahl, entwarf der amerikanische Architekt Pierre Koenig 1959 einen modernen Glasbau, der – wüsste man‘s nicht besser – durchaus ein aktueller Entwurf sein könnte. Großflächige Verglasungen sowie die Verwendung industrieller Materialien wie Stahl sind heute in der minimalistischen Architektur nichts Spektakuläres – aber in den 1950er Jahren ein absolutes Novum. Noch heute ist das Stahl-House im Besitz der Bauherren-Familie.
Allein die Anfahrt zu dieser beeindruckenden Gebäude-Ikone ist schon ein Highlight: Vom Sunset Boulevard geht es die teilweise sehr engen und steilen Straßen hinauf in die Hollywood Hills. Als Fahrer bin ich hier stets am Hoffen, dass mir möglichst kein anderes Fahrzeug entgegen kommt. Von hier oben überblickt man ganz Los Angeles. Bei guter Sicht – ohne Smog oder Nebel – ist links die Skyline Downtowns und auf der anderen Seite der Pazifik am Horizont zu erkennen. Das ist mal eine wirklich atemraubende Aussicht.
Das Stahl-House ist nicht nur einmalig in seiner Lage. Was bei den meisten der noch vorhanden ‚Study Cases‘ nicht möglich ist: Das Stahl-House kann auch von innen besichtigt werden. Melissa Stahl, eine sympathische Endvierzigerin nimmt mich und die anderen Tour-Teilnehmer in Empfang und dirigiert parallel den kleinen Auto-Konvoi auf der begrenzten Parkfläche. Die dreifache Mutter und Ehefrau einer der Stahl-Söhne erzählt sehr persönlich über die Erlebnisse ihres Mannes, der hier seine Kindheit verbracht hat. 35.000 US-Dollar hat die Erbauung des Hauses damals gekostet. Mittlerweile liegen die Kaufgebote bei 15 Millionen Dollar. Aber die Stahls denken nicht daran, diese Architektur-Perle zu verkaufen, auch wenn keiner von ihnen hier wohnt und der Erhalt des Hauses mit viel Arbeit und Geld verbunden ist.
Ende der 90er Jahre wurde das unter Denkmalschutz stehende Gebäude umfassend renoviert und ist heute ist mit modernen Design-Klassikern eingerichtet. Wie Melissas Schwiegereltern in all den Jahrzehnten hier lebten, ist weitestgehend nur noch auf den gerahmten Familien-Fotos dokumentiert. Die Küche ist – bis auf den Kühlschrank – allerdings original erhalten. Und das Gäste-WC , eine Transzendenz des 70er Jahre-Geschmacks: braun-orange geblümte Retrotapeten, auf den Fliesen blumige Pril-Aufkleber, hinter dem WC klebt grüner Flauschteppich an der Wand. Diese kleine Imperfektion ist alles andere als design-preisverdächtig, dafür aber umso authentischer. Schließlich haben in diesem Denkmal einmal echte Menschen gelebt. BvH
Mein Tipp:
Bucht Eure Online-Tickets für eine Tour durch das Stahl-House schon vor Eurem L.A.-Aufenthalt, denn die ca. einstündigen Touren sind auf maximal 25 Teilnehmer begrenzt und äußerst beliebt. Tickets ab 35 US-Dollar. Übrigens, vom 26. Mai bis 5. Juni 2016 ist das Stahl-House geschlossen
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