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Meine Reise auf der MS Europa 2 – Teil II
Was: Unterwegs auf der MS Europa 2
Wo: Griechische Ägäis
Teil II
Meine halbe Kindheit habe ich auf dem Meer verbracht. Mein Vater fuhr als Kapitän für eine Hamburger Reederei weltweit Kühlschiffe, sogenannte Bananenfrachter, auf deren Decks ich das Laufen lernte und später meine Schulferien verbrachte. Atlantik, Karibik, Pazifik – auf den Weltmeeren rund um den Globus. Kreuzfahrtschiffe zählten nach Meinung meines alten Herrn nicht zur wahren Seefahrt. „Schwimmende Hotels“, lautete sein lapidarer Kommentar. Umso gespannter war ich auf meinen ersten Cruise auf der MS Europa 2, einem 225 Meter langen Passagierdampfer der Luxuskategorie mit Platz für 500 Passagiere. Unser Kurs: von Rhodos nach Athen, ein fünftägiger Kurztrip durch die griechische Ägäis. MyStylery’s Tagebuch in vier Kapiteln.
Tag 3
Die Nacht war mega entspannt, wenn auch viel zu kurz, denn nach 48 Meilen auf See möchte ich das frühe Einlaufen der MS Europa 2 vor Naxos‘ Küste keineswegs versäumen. Naxos ist die größte und grünste Kykladeninsel und bekannt für ihre wehrhaften Burgen und weißen Strände, die ich am Nachmittag bei einer 25 Kilometer langen Biketour erkunde. Erleichtert bin ich, dass uns Tom, der Guide den 1004 Meter hohen Berg Zas erspart. Die angebotenen Biketouren sind übrigens zwischen drei und fünf Stunden lang. Preis: ab 40 Euro. Stadtführungen bietet der Reise-Concierge der MS Europa 2 ab 29 Euro an. Wer es exklusiver mag, bucht einen Helikopter-Ausflug für 400 Euro. Oder entdeckt das jeweilige Ziel unabhängig und auf eigene Faust. Alles ist möglich.
Ich habe mich ein bisschen in die Insel Naxos verliebt. Während sich auf Santorin die Touristenscharen durch die engen Gassen wälzen, erlebt man auf Naxos Stille und Entspanntheit. Nach wie vor ist die Insel ein Geheimtipp und wenig frequentiert von Kreuzfahrtschiffen, da die großen Pötte hier nicht anlegen können. Und die Griechen lieben ihr Naxos, wo sie mit ihren Familien den Urlaub verbringen. Zu Recht!
Zurück an Bord verlangen meine strapazierten Füße nach einer Auszeit: Ich schwänze deshalb die Pilates-Stunde im Fitnessbereich und entspanne mich auf meinem privaten Suiten-Balkon. Das einzige mich begleitende Geräusch ist das Rasseln der Ankerkette, die zum Auslaufen gelichtet wird. Und das Ploppen meiner Schampusflasche, die ich nun endlich öffne und mit dem Blick aufs Meer genieße. Es bleibt bei einem Gläschen, denn gleich geht’s zum Gin-Tasting, bei dem fünf Ginsorten verkostet werden. Nun zählt Gin nicht gerade zu meinen Lieblingsgetränken. Ein Probe-Schlückchen und dafür jede Menge Stories rund um den Wacholderschnaps, der interessanterweise nicht in England, sondern auf den Philippinen weltweit am meisten konsumiert wird.
Freunde des Kaviars haben den Donnerstag rot im Kalender gemarkert: Denn Donnerstag ist Kaviar-Night auf der MS Europa 2 und damit Grund für die einzige, mögliche Schlange, die sich auf dem Schiff bildet. Ich bin an dem Abend eigentlich im Sushi-Restaurant „Sakura“ verabredet, unternehme aber einen Abstecher zum Kaviar-Buffet und gönne mir bei der Gelegenheit auch gleich noch ein paar frische Austern. Dazu eine köstliche California-Roll und Lachs-Sashimi. Was für ein herrliches, kulinarisches Durcheinander! Im Theater brilliert anschließend die New Yorker Tanzcompany „The Tap Factor“ mit einer Steppstanz-Performance mit ansteckender Wirkung: Die Tanzfläche in der Sansibar wird anschließend anständig gerockt und DJ Pro-Mo spielt meinen Lieblingssong „Meet me half way“ von den Black Eyed Peas, den er extra für mich organisiert hat. Nett? Nett! Next Stop: Die 139 Seemeilen entfernte Insel Nauplia.
Tag 4
Wirst du eigentlich seekrank, werde ich häufiger gefragt. Antwort: Ja, auf kleinen Booten. Auf großen Schiffen wird’s mir erst ab Windstärke neun so richtig mulmig. Die MS Europa 2 fährt bei rauer See ihre Stabilisatoren aus, die bei seitlichem Wellengang die Rollbewegung des Schiffes abschwächen, was in den Monaten Juli und August ein echter Vorteil ist. Denn im Hochsommer herrschen hier starke Nordwinde, die die Ägäis heftig in Wallung bringen können. Anfang Juni ist das glücklicherweise kein Thema! Wieder einmal springe ich früh aus dem Bett und ab in den 15 Meter langen, mit Meerwasser gefüllten Pool. Eine kurze Runde schwimmen, im um diese Uhrzeit nur von einem einsamen Schwimmer genutzten Becken.
Pünktlich um neun meldet sich der Roomservice und deckt auf meinem Balkon ein opulentes Frühstück für mich ein. Köstliche Croissants, frischgepresster Orangensaft, Rührei mit Speck und mein geliebter Morgentautee von Ronnefeldt. So schmeckt Urlaub! Leider schaffe ich nicht mal die Hälfte dieser Köstlichkeiten, was vielleicht auch ganz gut ist, denn gleich geht es auf eine rasante Zodiac-Tour – motorisierte Highspeed-Schlauchboote – durch die Bucht und entlang der steilen Felsküste von Nauplia. Ordentlich durchgeschüttelt bringt mich im Anschluss das Tenderboot auf’s Festland für meine kleine Landexpedition durch Nauplia-Stadt. Übrigens: Die Hauptstädte der griechischen Inseln tragen stets den Inselnamen. Ich flaniere durch Naupila’s Altstadt und bin begeistert von der Andersartigkeit dieser Insel. Hier spürt man die ehemaligen italienischen Einflüsse, nicht zuletzt auch in der Architektur, die die hübschen Hausfassaden mit ihren Fensterläden in bunte Farben hüllt. Dazu demnächst mehr auf MyStylery!
Puh! Mit 32 Grad ist es auf Nauplia ziemlich heiß und ich bin froh, der Mittagshitze zu entkommen. Zurück geht’s mit dem Tenderboot auf die MS Europa 2, eine Möglichkeit, die von vielen Passagieren zur Lunchzeit genutzt wird. Ich bin bereit für einen kleinen Snack. Wer frisch Gegrilltes mag, geht zur BBQ-Station im Restaurant „Yacht Club“. Ich wähle Dorade, gefolgt von einer Portion Mozart-Praliné-Eiscreme. Mmmhhh! Jetzt wäre ein Mittagsschläfchen eine gute Idee. Keine Zeit. Leider. Denn so vieles habe ich an Bord noch nicht gesehen. Weder die Kochschule, noch den Spieleraum, das Kino oder den Golfsimulator. Instinktiv lande ich in der Bord-Boutique und unterziehe das Sortiment einem Schnellcheck. Wer seinen Cashmere-Pulli zu Hause vergessen hat, findet hier für kühle Abende an Deck garantiert etwas Wärmendes: Shop ‚til you drop! 😉
Bei meinem Rundgang treffe ich wenige Mitreisende. Einige relaxen auf den Decks, andere sind vielleicht noch an Land. Nie habe ich das Gefühl, von vielen Menschen umgeben zu sein, was sicher auch daran liegt, dass die MS Europa 2 mit dem größten Raumangebot pro Passagier auf einem Kreuzfahrtschiff aufwartet. Wer die absolute Einsamkeit an Bord sucht, dem empfehle ich das Achterdeck des Spa-Bereiches, der bei dieser Hitze kaum frequentiert ist. Auch auf den anderen Decks geht es entspannt zu, mit etwas Glück findet man ein Plätzchen in den schicken Muschelliegen von Dedon. Stewards servieren Erfrischungsgetränke, Tee-, Kaffee- und Icetea-Variationen – allesamt im Preis inkludiert.
Ein kulinarisches Highlight sind die frischgebackenen Waffeln, die nachmittags auf dem Pooldeck gereicht werden. Jeden Tag mit einem wechselnden Topping oder dem Klassiker: Kirschen mit Vanilleeis. Da ich aber bald schon wieder essen „muss“, genieße ich eine halbe Portion! Mein Abschiedsessen im Restaurant „Tarragon“, der französischen Brasserie der MS Europa 2. Ein kleines Resumée meiner Reise bei Rindertartar und Lammfilets: Schön war’s, wenn auch (zu) kurz. Denn schon in der Nacht machen wir im Hafen von Athen fest, der letzten Etappe meiner kleinen Kreuzfahrt.
MyStylery’s Fazit:
Eine Kreuzfahrt kann deutlich mehr, als ich anfänglich dachte. Und ja, sie unterscheidet sich von den Seefahrten meiner Kindheit, auf denen ich oft tagelang nichts außer Wasser gesehen habe. An einigen Zielorten bekomme ich erste Einblicke von Land und Leuten, die sich bei einer nächsten Reise vertiefen lassen. Für andere Etappen empfand ich die Liegezeit der MS Europa 2 als ausreichend. Die entspannte Atmosphäre und der freundliche Service an Bord der MS Europa 2 gefallen mir sehr, ebenso wie das beschauliche Bordleben, wenngleich ich das Angebot in der Kürze der Zeit nicht umfänglich ausprobieren konnte. Nicht zu vergessen der finanzielle Aspekt: Exklusivität hat ihren Preis – mit knapp 5.000 Euro pro Person für einen einwöchigen Turn.
Ich war gespannt auf meinen kleinen Cruise und wurde nicht enttäuscht. MS Europa 2 – ich komme gerne wieder. Bis dahin sage ich Schiff, ahoi! BvH
Gut zu wissen:
Müll ins Meer? Nix da! Auf der MS Europa 2 gibt es eine Kläranlage. Anorganische Abfälle wie Glas werden geschreddert bzw. Kunststoffe verdichtet und an Land entsorgt. Unreiner Verpackungsmüll wird gekühlt zwischengelagert und Papier direkt an Bord verbrannt.
Kreuzfahrt-News:
Hapag-Lloyd Cruises hat den Bau zweier Luxus-Expeditionsschiffe im Fünf-Sterne-Segment beauftragt, die Hanseantic Nature sowie die Hanseatic Inspiration, die 2019 in See stechen werden.
Kontakt MS Europa 2:
Ich wurde im Rahmen einer Blogger-Reise von Hapag-Lloyd zu diesem Cruise eingeladen.
Liebe Birgit,
den zweiten Teil Deiner Reise habe ich mit Freude gelesen. Wie schon der erste Teil,
war alles sehr informativ und kurzweilig geschrieben.
Und wie immer habe ich mich sehr über die tollen Fotos mit Untertiteln gefreut!
Liebe Carmen, vielen Dank für die lieben Worte und Deine Wertschätzung. Mit so einem langen Artikel mute ich Euch, meinen Lesern ja einiges zu. Insofern freut es mich besonders, dass Dir Text und Fotos gefallen haben. Herzliche Grüße, Deine Birgit