Luciano Castelli: From White to White


Wer: Luciano Castelli
Was: From White to White – Kunsthappening in Berlin

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Luciano Castelli vor einem Selbstportrait im Kaufhaus Jandorf

Das kommende Wochenende ist Auftakt zu einem einwöchigen Kunsthappening der besonderen Art: Am 28. Oktober 2017 startet das Kunstprojekt „From White to White“ im historischen Kaufhaus Jandorf in Zusammenarbeit mit der Galerie Deschler in Berlin-Mitte. Im Mittelpunkt stehen die monumentalen Wandmalereien des international bekannten Künstlers Luciano Castelli, der seine Kunst über zwei Etagen im legendären Jandorf eigens direkt auf die Wände bringt. Ergänzt werden Castellis Schwarz-Weiß Bilder durch seine Videoinstallationen aus den 80er Jahren und Fotografien.*

Work in Progress…

Wie kommt ein Künstler auf die Idee, die Wände direkt zu bemalen? Als Castelli 2016 in China im SPSI Art Museum in Shanghai ausstellen sollte, wurden seine Bilder nicht freigegeben und angeliefert. Tatenlos die Heimreise anzutreten, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Und so folgte er der Idee seiner Frau Alexandra und bemalte spontan das gesamte Innere des Museums und brach damit radikal aus dem konventionellen Rahmen der Bildpräsentation aus. „ Auf Leinwände zu malen ist nicht dasselbe, wie die Farbe direkt  auf die Wand aufzutragen“, sagt Luciano Castelli. „Nach 40 Jahren Leinwandbearbeitung musste was Neues kommen. Die gerahmte Leinwand hat ihre Grenzen und wurde mir einfach zu langweilig.“

Die große Halle im Kaufhaus Jandorf als Kulisse für Luciano Castellis monumentale Wandmalereien

Nach viermonatiger Vorbereitungszeit wird Castelli nun auch im Kaufhaus Jandorf wieder mit direktem Auftrag auf die baulichen Strukturen seine Malerei mit Treppen, Säulen und Wänden zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen. Die geschaffene Mehrdimensionalität mancher Werke lässt sich erst durch besondere Betrachtungswinkel erschließen und bindet so den Betrachter aktiv mit ein. Vollendet wird dieser Prozess nach Ablauf der einwöchigen Ausstellungszeit mit dem Übermalen der Werke: From White to White. Die entstandenen Arbeiten werden nach sieben Tagen gelöscht. Leinwände lassen sich verkaufen – und sind für die Ewigkeit. Tut ihm das nicht weh? Ganz und gar nicht, so Castelli, denn hier würde die Vergänglichkeit allen Schaffens thematisiert, als auch seine eigene Wandelbarkeit und Spontanität unter Beweis gestellt. Castellis besonderes Talent ist es, situativ zu reagieren und Neues zu kreieren, und sich dabei immer wieder selbst neu zu erfinden. Gefragt nach dem kommerziellen Aspekt, so ist sich Castelli sicher: „Klar, Bilder lassen sich verkaufen. Doch die alleinige Ausstellung meiner Bilder hätte nicht diese Präsenz und Wahrnehmung. Hier kommt der Erfolg durch die Hintertür.“  BvH

Luciano Castelli und ich

*From White to White im Kaufhaus Jandorf:

Neben den monumentalen Wandarbeiten Luciano Castellis werden im Ballsaal erstmalig 3 x 2 Meter große Arbeiten aus der bekannten Serie „Rudel“ des Berliner Fotografen und legendären Türsteher des Berghain Clubs Sven Marquardt inszeniert. Abends werden die eindrucksvollen Räumlichkeiten des Jandorf zum Schauplatz von Live-Konzerten der Yellow Lounge, der Gruppe Automat und Bettina Köster (ehemals Malaria), Filmpräsentationen von Miron Zownir, Keiichi Matsuda und anderen, sowie weiteren Aktivitäten. Für die Kulinarik sorgt ein Pop up-Restaurant.
Eröffnung: Samstag, den 28. Oktober 2017
Ausstellungsdauer: 29. Oktober bis 5. November 2017
Programm: www.kunstherbst-jandorf.de

Eigentlich schade, dass die Malereien nach einer Woche wieder entfernt werden…

Über Luciano Castelli:

Der Schweizer Künstler Luciano Castelli erlebte früh seinen künstlerischen Durchbruch und nahm als jüngster Teilnehmer 1972 an der Documenta 5 in Kassel teil. Nach seinem Umzug nach Berlin 1978 prägt er an der Seite von Salomé und Rainer Fetting die Malerei der sogenannten Neuen Wilden. Ihm gelang es, diese Malerei zu überwinden und aus ihr neue künstlerische Ansätze zu entwickeln. Mit dem Projekt „From White to White“ kehrt er an seine frühere Wirkungsstätte Berlin zurück. Castelli arbeitet in unterschiedlichen Medien, die sich gegenseitig ergänzen: Malerei, Fotografie, Film, Musik und Skulptur. Arbeitsschwerpunkt seines Werkes sind Selbstinszenierungen, in denen Eigenschaften, Emotionen und Rollen gegenständlich werden: Auf der von ihm gewählten Bühne ist er selbst Akteur und Subjekt zugleich.

Luciano Castelli bewältigt die große Herausforderung in der Malerei und Raumkonzeption mit dem für ihn typischen, bis ins Kalligraphische übergehend gestischen Pinselduktus

Tipp:

Luciano Castelli in der Galerie Deschler
Leinwände und Papierarbeiten aus drei Jahrzehnten
Ausstellungsdauer: 20. Oktober bis 31. Januar 2018, 19–21 Uhr
Kontakt: www.deschler-berlin.de

„Die Berliner wissen zu schätzen, was wir hier machen.“

Luciano Castelli mit seinem Sohn Leandro, der dieses Projekt maßgeblich unterstützt

„40 Jahre Leinwände innerhalb eines bestimmten Rahmens zu bemalen, wurde mir zu langweilig.“

„Die Idee ist, die privaten Wände von Sammlern und Liebhabern zu bemalen“, sagt Luciano Castelli über seine Wandbilder

Im Sommer 2018 wird Luciano Castelli auf Einladung des Leica-Museums die Außenwände des Museums gestalten

„Ich mache die Aktion in Berlin nur, wenn man eine verrückte Halle findet.“ Et voilà…

Stillleben à la Luciano: Bis Samstag ist noch einiges zutun

Außerdem zu sehen: Sven Marquardts eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Portraits aus der Berliner Türsteherszene seiner bekannten Serie “Rudel”. Im Lichthof des Kaufhaus Jandorf sind seine auf große Planen gedruckten Fotografien ausgestellt

 

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