Wer: Dr. Gerald Matt, Kulturmanager Wo: Wien, Österreich Vermutlich ist…
Zu Besuch bei Künstler Thomas Dellert
Wer: Thomas Dellert-Dellacroix, Künstler
Wo: Berlin – Kreuzberg
In den 70er-Jahren beschloss Andy Warhol, dass Tommy Dollar besser klingt als Thomas Dellert. Das war die Zeit der ‚Sex Pistols‘ und Dellert ein Punkrocker und Wegbegleiter Warhols. Ob ‚Phantom of the Opera‘ oder ‚The Rocky Horror Picture Show‘: das Multi-Talent Thomas Dellert hat kaum ein Musik- oder Kunst-Genre ausgelassen. Seit fünf Jahren lebt der gebürtige Stockholmer mit familiären Verbindungen zum schwedischen Königshaus in Berlin-Kreuzberg. Das 120 Quadratmeter große Loft des ehemaligen Berliner Mauer-Malers ist randvoll mit Erinnerungen und gewidmeten Fotos von Yoko Ono über Michael Jackson bis zu Nina Hagen. Es verwundert nicht, dass der antike Samowar ein Geschenk der russischen Zarenfamilie an einen Ahnen Dellerts war und er die vielen, mittlerweile leeren Kaviardosen zusammen mit dem einstigen Schah von Persien und dessen Frau, Kaiserin Farah Diba gelöffelt hat.
MyStylery: Dein Leben hat Dich schon in viele Städte geführt, Paris, London, New York. Heute lebst Du in einer ehemaligen Schokoladenfabrik in Berlin. Muss man als Künstler jetzt hier sein?
Thomas Dellert: Nein, Berlin ist für mich nur ein Zwischenstopp. Ich bin ein Getriebener und gedanklich eigentlich schon weg. Vielleicht gehe ich als nächstes wieder nach Paris oder Stockholm.
MS: In Deinem Loft wohnst Du mit Deiner Frau und zwei Kindern. Und Du arbeitest auch hier…
TD: Ich trenne Arbeit und Privates nie. Mein Leben ist meine Arbeit.
MS: Zweimal wurdest Du innerhalb von fünf Jahren ausgeraubt. Bekommen die Dinge, die Dir geblieben sind, eine andere Bedeutung?
TD: Ja, wie die Trompete von Miles Davis oder meine Strumpf-Sammlung aus den 30er und 40er-Jahren. Darunter auch ein Paar, das mir Marlene Dietrich 1973 schenkte. Es sind vor allem die Dinge wichtig, die sich nicht ersetzen lassen. Meine Projekte habe ich deshalb alle auf Festplatten gesichert, die ich in einem 100 Jahre alten, sehr dicken Stahl-Safe aufbewahre.
MS: Wohin man hier blickt, ständig entdeckt man Neues. Warst Du immer ein Sammler?
TD: Oh ja, ein leidenschaftlicher. Mein Stil ist kreativ und voller Liebe. Die Teppiche habe ich selber entworfen. Ich mag aber auch gern dänisches Design wie den Sessel von Kjaerholm.
MS: Wie kamst Du auf die Idee, Dein Schlafzimmer mit einem Leoparden-Print zu tapezieren?
TD: (lacht) Schon als 18-Jähriger hatte ich in meinem Zimmer eine Leotapete. Es ist die Energie von früher, auf die ich hoffe und mir damit zurückhole. Jetzt bin ich über 60, dreimal geschieden, habe Brände und Autounfälle überlebt. Ich stehe heute im Herbst des Lebens und schaue zurück.
MS: Küchenmöbel, Fußboden, Lampenschirme, fast alle Wände hier sind schwarz. Warum?
TD: Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Schwarz ist keine Farbe, es ist eine kraftvolle Basis, ein Symbol und hat etwas Sedatives. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich schwarz, aber auch alle anderen Farben. Eigentlich ist Schwarz der Anfang und das Ende von allem. BvH
Schönen Dank für die (leider nicht mehr aktuelle) Reportage und die schönen Fotos. Ich war ja mehrmals bei ihm. Das war immer ein Spaß. Mit Thomas habe ich etwa 2010 (oder etwas später?) zusammen gearbeitet und für ihn seine erste Berliner Ausstellung im CUBIESEUM organisiert. Danach riss der Kontakt ab. Ein kraftvoller und sehr kreativer Mensch. Wo mag er sein? Ich habe ihm eine Mail geschickt, mal sehen…
@lifelife.art.berlin ist meine IG Seite. Alles Gute und bis bald hier! Michael
Sehr gerne, Michael. Die Reportage ist ja auch schon älteren Datums. Soweit ich weiß, wohnt Thomas nicht mehr in dieser Wohnung. Aber ein „Original“ bleibt er trotzdem. Viele Grüße!