Was: The Floating Piers, Kunstprojekt Wo: Lago D'Iseo, Italien …
Château de Cheverny – ein Traumschloss an der Loire
Was: Château de Cheverny
Wo: Loire-Tal, Frankreich
MyStylery on tour: Ich vor dem Château de Cheverny im Tal der Loire in der Nähe des idyllischen Städtchens Blois
Es war einmal … so könnte meine heutige Geschichte über das Château de Cheverny beginnen, das ich kürzlich während meines Wochenendes im Loire-Tal besucht habe. Das im Renaissance-Stil erbaute Schloss zählt zu den größten Loire-Schlösser und ist seit sieben Jahrhunderten in Familienbesitz. Allerdings mit einigen Unterbrechungen, Verwirrungen und Irrungen. Aber der Reihe nach.
Ich bin beeindruckt von den bemalten Holzdecken Jean Moniers. Wie lange er daran wohl gepinselt hat?
1624 bis 1640 von Graf Henri Hurault auf den Überresten der einstigen Burg erbaut, beschloss eine gewisse Madame Diane de Poitiers, das Château zu annektieren. Widerspruch zwecklos, denn Madame de Poitiers – die selber gerade von Katharina di Medici aus dem eigenen Schloss Chenonceau komplementiert wurde – war die Geliebte von König Henri II. und damit eindeutig am längeren Hebel. Ein Jahrhundert später fiel das zwischenzeitlich von der Familie Hurault zurück erworbene Schloss wieder in fremde Hände. Dieses Mal waren es die Erben, die gerade etwas klamm bei Kasse waren, um das kostspielige Erbe anzutreten. Sie verkauften.
Den Speisesaal dominieren schwere Eichenmöbel aus dem 19. Jahrhundert. Interessant: Die Wände sind mit Leder bespannt, auf dem das Wappen der gräflichen Familie Hurault geprägt ist. Der versilberte Bronze-Leuchter über dem Esstisch wiegt stattliche 100 Kilo*
1825 führte Victor Hurault, Marquis de Vibraye und Adjutant von König Karl X. das Anwesen wieder zurück in den Familien-Besitz, in dem seine Nachkommen heute noch leben. Und zwar im rechten Flügel des aus Tuffstein erbauten Schlosses. Der Rest – inklusive eines traumhaft schönen, 100 Hektar großen Parks im englischen Stil – ist der Öffentlichkeit zugänglich.
Die Ehrentreppe erbaut im Stil Ludwig des XIII. mit Girlanden- und Früchte-Motiven verziert, den Sinnbildern der schönen Künste und einer 25 Kilo (!) schweren Ritterrüstung aus dem 16. Jahrhundert
So ein Schloss sieht nicht nur schön aus. Es kostet. Und zwar fortlaufend. Um die Kosten zu tragen, entschied Philippe de Vibraye, der Großonkel des aktuellen Besitzers bereits 1922, das Schloss für Besucher zu öffnen. Damit war er ganz weit vorne. Andere Adelsfamilien verscherbelten in regelmäßigen Abständen ihr Tafelsilber, um von dem Erlös die Löcher im Dach zu stopfen. Cheverny ist seither an 365 Tagen geöffnet und mit seinen von Jean Monier prächtig ausgestatteten, größtenteils original möblierten Räumen eine Reise wert. BvH
Schönes Detail
Tipp:
Die „Tim-und-Struppi“-Ausstellung
Schloss Cheverny hat den belgischen Komik-Zeichner Hergé zu seinem ‚Château de Moulinsart‘ (Mühlenhof) inspiriert. 1942 erstmals in einem Abenteuer des Reporters „Tintin“ erwähnt, wird Schloss Moulinsart zur Heimat von Tim, Struppi, Professor Bienlein, Kapitän Haddock und Nestor, dem Hausdiener. In der in Cheverny beheimateten Dauerausstellung wird seit 2001 das Zimmer von Tim, das Labor von Professor Bienlein sowie der Keller des Schlosses Moulinsart gezeigt.
Im großen Salon eine Harfe aus dem 18. Jahrhundert, auf der man heute noch spielen kann. Das Portrait über dem Kamin zeigt Marie Johanne de la Carre Saumery, Gräfin von Cheverny
Kaminsims in der Waffenkammer
Der Waffensaal präsentiert sich in originalem Zustand. Er wurde noch nie restauriert. Die Sammlung von Waffen und Rüstungen stammt aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert. Zu den weiteren Schloss-Schätzen zählt der Gobelin-Wandteppich aus dem 17. Jahrhundert
Auch hier prächtige Deckenmalereien
Königliche Gemächer
Das königlich ausgestattete Gemach – hier der mit kostbaren Stoffen versehene Bett-Baldachin – das ausschließlich dem König vorbehalten war, wenn dieser die Schlossherren mit seinem Besuch beehrte
Ob diese Decken-Bildnisse dem König wohl süße Träume bescherten?
Das Tafelservice ‚Ein Herbst in Cheverny‘ wurde eigens für die gräfliche Familie entworfen. Die Idee, Gabeln mit den Zinken nach unten einzudecken, stammt übrigens von König Ludwig XV. Damit wollte er verhindern, mit seinen Spitzenärmeln an den Zinken hängen zu bleiben. Clever, oder?
Übrigens: Die Betten dieser Zeit sind nicht deshalb so kurz, weil die Menschen damals kleiner waren. Man schlief im Sitzen, da die liegende Stellung den Toten vorbehalten war. Außerdem befürchtete man, im Liegen die Zunge zu verschlucken
Das Kinderzimmer mit Spielzeug und Holzpferden aus der Zeit Napoleons III.
Hochzeitskleid der Gräfin Constance
Das gräfliche Schlafgemach mit dem Brautkleid der heutigen Marquise Constance de Vibraye, einer geborenen Barbat du Closel, die darin 1994 Charles-Antoine de Vibraye ehelichte*
Das Boudoir
Im Geburtszimmer präsentierten die Mütter den neugeborenen Nachwuchs. Die Mahagoni-Wiege ist ein seltenes Empire-Relikt …
… mit Schreibpult …
Die Bibliothek umfasst 2.000 Bände*
Die schlosseigene Kapelle
Der Marquis und seine Familie
Heute leben hier der Marquis Charles-Antoine de Vibraye, die Marquise Constance und ihre Kinder
Château de Cheverny war in seiner gesamten Geschichte nie unbewohnt
Blick von der Südfassade in den Park
Der englische Park mit beeindruckenden und seltenen Baumarten, die Paul de Vibraye von 1820 bis 1860 pflanzte:
Linden, Mammutbäume und Zedern
Beeindruckende Parkanlage
Im ‚Garten der Lehrlinge‘ erstreckt sich seit 2006 zeitgenössisch konzipierte Gartenarchitektur
Das Schloss ist täglich geöffnet und wurde nur dreimal stundenweise geschlossen: 1963 während des Besuchs der Königinmutter von England, 1976 zur Beisetzung des Marquis de Vibraye und 1994 anlässlich der Hochzeit des heutigen Schlossherrn Marquis Charles-Antoine de Vibraye
In der Orangerie aus dem 18. Jahrhundert ist heute ein schönes Café für die Schlossbesucher untergebracht
Zur Zeit präsentieren sich die Gartenanlagen in einem herbstlichen Farbrausch: Wunderschön
Die Südfassade des Schlosses ist mit Büsten römischer Kaiser dekoriert, die Nordfassade ist im Stil Louis XIII. mit verputzten Mauern gehalten
Kunst vorm Schloss
Moderne Kunst im Grünen
Die Stallungen von Cheverny
Die letzten Hortensien des Sommers
Zum Abschied sagen die Pferde „adieu“
Kontakt:
Château de Cheverny
41700 Cheverny
www.chateau-cheverny.fr
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