Zu Besuch bei Jorinde Gersina


Wer: Jorinde Gersina, Fotografin
Wo: Berlin

MyStylery zu Besuch bei Jorinde Gersina in ihrer Berliner Altbauwohnung (27)

Frühstück mit Jorinde – auf dem herrlichen Balkon ihrer Berliner Altbauwohnung

Ob Til Schweiger, Hannelore Elstner oder Veronica Ferres: Die Berliner Fotografin Jorinde Gersina hatte sie schon alle vor der Linse. Dabei wollte die 1 Meter 76 große, attraktive Blonde eigentlich Schauspielerin werden. Einer von insgesamt 28 Umzügen kam der gebürtigen Frankfurterin jedoch dazwischen: Statt nach Berlin zur Schauspieleschule zog es die ehemalige Waldorfschülerin nach Barcelona. Es folgten Stationen auf Mallorca, in München und Australien. Seit sieben Jahren ist die dreifache Mutter von mittlerweile erwachsenen Kindern sesshaft geworden. Ich besuche Jorinde in ihrer liebevoll gestalteten Altbauwohnung, einem Kleinod in Berlin Kreuzberg. Hier lebt die Foto-Autodidaktin auf 115 Quadratmetern zusammen mit ihrem Mann, dem Maler und Regisseur Peter Gersina.

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Geschickt platzierte Spiegel bewirken wahre Raumwunder und verdoppeln Jorinde Gersinas Lieblinge, die Kronleuchter

MyStylery: Du bist im Schnitt alle drei Jahre umgezogen, wäre es jetzt nicht an der Zeit, erneut die Umzugskisten zu packen?
Jorinde Gersina: Ich liebe Berlin! Auch wenn mich oft das Fernweh packt. In meiner Kindheit hatten wir ein Ferienhaus in Südfrankreich, das ich sehr vermisse. Die heile Welt, die Überschaubarkeit und das Lebensgefühl fehlen mir sehr. Berlin ist schon ein Kontrastprogramm.
MS: Wie seid Ihr zusammen gekommen, die Kamera und Du?
JG: Mein Vater brachte einmal alte Kameras mit nach Hause, die wir sofort zusammen ausprobiert haben. Fotografieren wurde schnell zu einer Obsession inklusive eigener Dunkelkammer im heimischen Keller. Eigentlich wollte ich nach der Schule in Hamburg Kunst studieren. Dann fand ich die Schauspielerei ganz spannend und ging nach Berlin, das damals so schön schmuddelig war und eine tolle Punkszene hatte. Plötzlich gefiel mir Barcelona noch besser. Ich lernte Spanisch, arbeitete als Übersetzerin und jobbte nebenbei als Fotografin.

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Jorinde Gersina fotografierte u.a. Verleger Dr. Hubert Burda, Barkeeper-Legende Charles Schumann, die Schauspieler Katja Flint, Jasmin Gerat, Cosma Shiva Hagen und Christoph M. Ohrt. Heute zählen auch Agenturen, Verlage und Zeitschriften zu Jorindes Auftraggebern, die auch heute noch schwarz-weiß Bilder liebt

MS: Du hast bereits erwachsene Kinder und man glaubt es kaum, Du bist sogar zweifache Großmutter…
JG (lacht): Meine Kinder sind jetzt 28, 24 und 21 Jahre alt, die Enkelkinder, fünf und drei. In Spanien lernte ich sehr jung meinen Mann kennen und wurde dort mit unserer ältesten Tochter schwanger. Ich habe nebenher immer gearbeitet, habe Modenschauen fotografiert und mich dann auf Portraits spezialisiert.
MS: Deine Fotos sind geprägt von außergewöhnlichem, stimmungsvollem Licht …
JG: Ich versuche fast alles mit Tageslicht zu fotografieren. Das perfekte, magische Licht zum Fotografieren zu suchen, ist meine Spezialität.
MS: Mavie Hörbiger sagte über Deine Bilder, dass sie darin sich selber in die Seele schauen kann. Was für ein schönes Kompliment …
JG: Oder? Eine wichtige Komponente beim Fotografieren ist die intensive Auseinandersetzung mit dem Gegenüber. Das dauert und ist nicht mal so eben im Vorbeigehen zu erledigen. Ich denke mir für jedes Shooting bestimmte Settings aus, wie kürzlich in der Türkei, wo ich ein Hotel fotografierte und die Angestellten inszeniert habe. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Gegenüber dann auch mitmacht. Für ein Buch über Europa sollte ich Theo Waigel ablichten. Es ging ihm nicht schnell genug und er drängelte „Ja, wo’s machen mer jetzt“.

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Lieblingsstücke in Petersburger Hängung

MS: Wie kommt es, das so häufig Schauspieler vor Deiner Linse landen?
JG: Ich fotografiere gerne Schauspieler, weil sie experimentierfreudig sind und Spaß daran haben, Neues auszuprobieren. Til Schweiger oder Maria Furtwängler kenne ich zudem schon aus Urzeiten. Das schafft natürlich gleich ein ganz anderes Vertrauen. Und auch eine andere Tonalität. Da kann ich dann schon mal sagen: Du spinnst wohl oder reiß dich mal zusammen. (lacht)
MS: Gab‘s auch schon Begegnungen, die nicht ganz so harmonisch verliefen?
JG: Ja, eine Schauspielerin  hat das Shooting mittendrin abgebrochen. Mein damals noch kleiner Sohn kam plötzlich rein, was sie derart störte, dass sie ihre Sachen packte und ging.

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„Den Kudu habe ich auf dem Flohmarkt am Berliner Ostbahnhof entdeckt. Verkauft hat ihn eine Familie aus dem Allgäu, der Großvater hatte das Tier in Afrika selbst geschossen.“

MS: Du hast Maria Furtwängler nach Indien begleitet, die dort für die Organisation „German Doctors“ unterwegs war.
JG: Sieben Mal war ich mit ihr dort und das Land fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Ich liebe es in den Gesichtern der Menschen zu lesen. Jeder hat etwas Schönes in sich. Selbst im größten Elend Indiens habe ich Schönheit finden können. So habe ich es auch bei einer Reise mit Judith und Axel Milberg erlebt. Sie unterstützen Waisenheime in Südafrika, was ich fotografisch begleitet habe.

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Wie schön ist das denn? Blick vom Bett ins Grüne

MS: Was kommt Dir nicht vor die Kamera?
JG: Duckfaces! Kann mal jemand den Mädels sagen, wie doof das aussieht?
MS: Freunde nennen Dich Prinzessin Puppenhaus …
JG (lacht): Ja, weil meine Wohnung so detailverliebt ist. Mein Zuhause ist mein Kokon, den ich allerdings ständig umdekoriere. Vieles haben wir von unseren Reisen mitgebracht. Diese Dinge erzählen alle eine eigene Geschichte. Ich liebe zum Beispiel den Wächter, den ich einer alten Frau auf einer Straße in Bangkok abgekauft habe. Es sind vor allem die damit verbundenen Erinnerungen, an denen ich hänge. BvH

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Neben ihrer ausgeprägten Leidenschaft für Palmen hat Jorinde auch einen „Bambus-Tick“: Bambus-Beistelltisch und passender Rahmen

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Schwarz-weiße Wand- und Bodenfliesen im Bad sorgen für einen Wow-Effekt

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Kühlschrankweisheiten: „Wenn du willst, dass der Schmerz sich in Freude verwandelt, geh‘ nicht vorbei, armer Sünder, ohne Maria zu huldigen.“

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Jorinde in ihrer gemütlichen Küche …

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… mit angrenzendem Balkon …

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… alten Vitrinen mit einer Porzellan-Sammlung …

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… und einer passgenauen Kuschelecke für den ersten Morgenkaffee

Jorinde Gersina und ihre Schätze

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Flohmarkt-Sammelsurium

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Spiegel vergrößern nicht nur optisch, sie sorgen auch immer wieder für schöne Effekte

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Reiseerinnerungen neben Familienfotos …

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… in der Bibliothek. Was für ein gemütliches Refugium!

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Aus alten Vasen bastelt Jorinde Lampenfüße: aufbohren, Kabel durch, fertig! Die Waldorfschule lässt grüßen. Die schönen Kachelöfen sind von 1899

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Im Schubladenschrank im Wohnzimmer bewahrt Jorinde ihre Schätze

Ein kunterbunter Mix – aber gekonnt!

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Man beachte die türkisfarbenen Wächter in der Mitte des antiken Sekretärs

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Jorinde Gersina hat eine Schwäche für Kronleuchter: Der antike, venezianische Lüster stammt aus dem 19. Jahrhundert

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Der Schnörkelrahmen über dem karierten Sofa ist ein Geschenk des Verlegers Hubert Burda an Jorinde

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Grüne Samtsessel mit Discokugel: Das nenne ich einen eklektischen Einrichtungsstil …

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… inklusive der stimmigen Accessoires

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Den Jugendstilstoff der Esszimmerstühle entdeckte Jorinde auf dem Flohmarkt

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„Die Cloisonné-Vasen sammle ich schon lange“, erklärt Jorinde. „Sie sind aus Emaille und kommen aus Japan und China.“

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Den bunten, antiken Schrank im Esszimmer liebt Jorinde: „Er kommt aus Tibet und die Tierkreiszeichen aller Familienmitglieder sind darauf abgebildet.“

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Kachelofen und Palmen auf Tapeten – handgetupft von Jorindes Tochter. „Ich liebe Palmen“, sagt Jorinde Gersina. „Egal wo ich bin, ich muss sie fotografieren. Und stelle sie mir auch gerne in die Wohnung.“

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Immer in Bewegung: „Eine Ausbildung habe ich nicht gemacht, ich bin Autodidaktin“, sagt Jorinde Gersina, die u.a. bei US-Fotograf Mark Borthwick als Assistentin Erfahrungen sammelte

Kontakt Jorinde Gersina

www. jorindegersina.com

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