Zu Besuch bei Silvia Gattin


Wer: Silvia Gattin, Designerin
Wo: Wien, Österreich

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Silvia Gattin in ihrem fröhlich-bunten Ethno-Style: „Massenproduktion und ‚Made in China‘ kommen für mich nicht in Frage. Mein Weg geht hin zu limitierten Kollektionen, Einzelstücken und einer nachhaltigen Produktion.“

Da sage einer, Facebook oder Instagram sind oberflächliche Plattformen, wo nichts außer hohlen Halbweisheiten und selbstverliebten Selfies gepostet werden. Ich pflege mit etlichen meiner Social Media-Freunde einen regen Austausch. Erst kürzlich traf ich in Wien die Designerin Silvia Gattin, deren Gute-Laune-Foto-Welt und farbenfroher Ethno-Chic mir bei Instagram aufgefallen waren. Ich besuchte die kreative Österreicherin mit kroatisch-italienischen Wurzeln in ihrer eklektischen Wohnung im 19. Bezirk. Dort, wo Wien am grünsten ist und wo Silvia Gattin – Betonung des Nachnamens übrigens auf der zweiten Silbe – schon ihre Kindheit verbracht hat. Begrüßt werde ich stürmisch von Santo, einem sechs Monate alten Terrier-Schnauzer-Mix, und sehr herzlich von Silvia, der ich das nun das erste Mal im wirklichen Leben begegne.

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Color up your life: Ob Indien, Marokko, Mexiko, Burma, Indonesien oder Thailand: Silvia Gattin sammelt weltweit Inspirationen, die sie in ihre Kollektionen einfließen lässt

MyStylery: Wie bist Du auf den Hund gekommen?
Silvia Gattin: Vor vier Monaten rief mich eine Freundin an und sagt, sie hätte einen Hund für mich, der von seinem vorherigen Besitzer misshandelt wurde. Ich hatte mir immer einen kleinen Mischling gewünscht und wollte so gern eine Seele retten. Nun habe ich Santo, meinen ‚Partner in Crime‘ und mit ihm ein Leben auf dem Hundeplatz beim Welpentraining.

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So süß: Silvias ‚Partner in Crime‘, Mischlingshund Santo

MS: Du hast mit Deinen boho- und ethno-inspirierten Kreationen eine Nische gefunden und sprichst damit auch die verwöhnte VIP-Klientel an. Wie kam es dazu?
SG: Während der Vienna Fashion Night im vergangenen Sommer hatte ich einen Pop-up-Store, plötzlich kam Poppy Delevingne rein, sah meine Mirror-Clutch und postete sie auf Instagram. Innerhalb von zwei Stunden war die Tasche komplett ausverkauft und ich hatte auf meinem Account 500 Follower mehr.

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Neu in Silvias Wohnung: die schwarz-weißen Berber-Teppiche aus Marokko, die man nun auch in ihrem Online-Shop bestellen kann

MS: Wie wird eine studierte Betriebswirtin zur Designerin von orientalisch angehauchtem Hippie-Chic?
SG: Über Umwege und meine Lust am Reisen. Ich habe mich schon immer für Stoffe, Mode und Design interessiert. Nach meinem trockenen Betriebswirtschafts-Studium machte ich einige Praktika in der Modebranche z.B. bei Rena Lange in München und im Condé Nast Verlag. Letzteres erinnerte mich derartig an ‚Der Teufel trägt Prada‘. Die haben dort wirklich keines der im Roman beschriebenen Klischees ausgelassen. Danach bekam ich ein Angebot in Zürich, landete in der Personalberatung einer jungen Firma mit einer 60 Stunden Woche, unfairen, inakzeptablen und unter der Gürtellinie angesiedelten Arbeitsbedingungen. Ich kündigte und hatte nur noch Fluchtgedanken.
MS: Und die brachten Dich wohin?
SG: Nach Indien, wo meine Liebe zu Farben und Stoffen wieder erwachte. Ich ließ mir in aus Rajasthan einem alten Sari-Stoff ein Kleid fertigen. Und das war dann der Grundstein, eigene Mode und Accessoires zu entwerfen. Hier kam ich auch auf die Idee, die Kollektion über einen Online-Shop zu verkaufen. Das war im Juni 2010. Los ging’s mit Kleidern in kleinen Stückzahlen. Jedes war ein Unikat aus alten Stoffen und daraus wurde ein voller Erfolg.

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Die bunten Stoffe brachte Silvia von Reisen aus Indien mit

MS: Mir ist auf Deinen Instagram-Fotos aufgefallen, dass Du oft diese bunten Boots trägst …
SG: Oft? Ständig! Ich ziehe sie gar nicht mehr aus (lacht). Ich hatte schon immer eine große Vorliebe für Cowboy-Stiefel und als ich dann die in Marrakech entdeckte, war mir klar, die oder keine. Ich fand dort einen Schuster, der die Passform meiner ‚Abdillah Kilim Boots‘ entwickelte. Die Stiefel sind ein Mix aus Leder und Kilim, das Material der marokkanischen Teppiche.
MS: Deine Reisen haben Dich auch nach Mexiko und Thailand gebracht, was hast Du dort an Trends aufgespürt?
SG: Meine Reisen sind tatsächlich meine größte Inspirationsquelle. Nichts ist schöner, als über Märkte und Basare zu schlendern, traditionelle Handwerkskunst zu beobachten, mit den Leuten zu reden, ihre Kultur kennenzulernen. In Mexiko bin ich so auf die ‘Rebozo‘-Webart gestoßen, eine strapazierfähiger Stoff, in dem die Mexikaner ihre Babys transportieren. Ich lasse daraus Taschen fertigen, die in Yukatan in Kombination mit Kalbleder gefertigt werden. Dabei ist Nachhaltigkeit ein wesentlicher Faktor. Made in China oder Kinderarbeit kommen für mich nicht in Frage. Ich bin vor Ort und kontrolliere die Produktionen genau. Im Norden Thailands habe ich sogenannte ‚Hilltribe‘-Stoffe entdeckt, aus denen die Bergvölker ihre traditionellen Trachten fertigen. Ich verwende sie als Borte und appliziere diese auf Cashmere-Schals, die in Italien hergestellt werden.

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Stillleben à la Silvia: selbst bemalte Kisten, über denen sie Hüte von einer Trekkingtour in Burma drapierte

MS: Du lebst den Stil konsequent, wie man in Deiner Wohnung sehen kann.
SG: Ja, das stimmt. Meine Wohnung ist voller Reiseerinnerungen, Mitbringsel und Flohmarktfunden. Mein schönster und wichtigster Rückzugsort, der nur noch getoppt wird von den Bergen und vom Meer.
MS: Wie entspannst Du Dich?
SG: Ich laufe und mache Yoga. Aber am liebsten reise ich. Ich freue mich schon jetzt auf den Sommer, wenn sich die ganze Familie wieder in unserem Haus in Kroatien südlich von Split trifft, direkt am Meer, einfach herrlich! Wir machen da unser eigenes Olivenöl. Die Wochen sind für mich Energiequelle und mein absolutes Lebenselixier. BvH

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Happy Holi Hippie Mirror Clutch „Saraswati“: Silvia Gattins Bestseller, der auch von der New Yorker Modebloggerin Leandra Medine gerne getragen wird

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Neben einem Hut aus dem Café des Epices antike Fotografien aus Marrakech

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Fotos und Postkarten auf der Fensterbank: Silvia ist ein Familienmensch

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Den Lampenschirm hat Silvias Nichte bemalt

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Nach einer Fotostrecke mit Top-Modell Lena Gercke für die deutsche InStyle kam 2011 für Silvia und ihre Kollektion der Durchbruch

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Blick in die Küche mit einem bunten Teppich als Eyecatcher

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„Den Schlitten habe ich auf einem Flohmarkt in Zürich entdeckt.“

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Silvias Reiselektüre

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Antikes Reisemitbringsel: „Stiefel, Taschen, Schmuck – alle Accessoires werden mit großer Liebe und Sorgfalt von meinen Produzenten von Hand nach alter Tradition gefertigt.“

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Silvia und Santo: „Ich war prädestiniert als Hundehalter, denn ich hatte oft den Hund einer Freundin gesittet. Und ich liebe es, spazieren zu gehen und im Grünen zu sein. Und dann kam der Anruf, ich könnte Santo adoptieren.“

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„In diesen bunten Körben bewahren die Bewohner des Atlas-Gebirges ihr Brot auf.“

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Mit bunten Reisemitbringsel wie dem Yuyu-Hüten aus Afrika dekoriert Silvia Gattin ihre Wände

Silvia Gattins Styling-Tipps

… für einen entspannten Boho-Look:
– Ich style monochrome Farben zu meiner Kollektion – die ist in ihrer Farbigkeit genug Eyecatcher
– Am liebsten trage ich Jeans zu den Abdillah Kilim Boots und das im Winter wie im Sommer
– Warum nicht mal etwas wagen? Die Kilim-Clutch passt zu jedem Abendkleid
– Toll für die jetzige Jahreszeit: Die Himalaya-Weste über der Lederjacke oder dem Parka tragen. Das ist lässig und warm. Auch zum Kleid die perfekte Ergänzung!

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Poppy Delevingnes Post auf Instagram mit der Mirror-Clutch, die danach sofort ausverkauft war

Kontakt:

www.silviagattin.com

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