Wer: Dr. Gerald Matt, Kulturmanager Wo: Wien, Österreich Vermutlich ist…
Villa Linari – das Haus, das duftet
Wer: Rainer Diersche – Unternehmer & Produktdesigner
Wo: Villa Linari, Hamburg – Groß Flottbek
Die Villa Linari im Hamburger Stadtteil Groß Flottbek
Als ich in die ruhige Seitenstraße im schicken Hamburger Stadtteil Groß Flottbek abbiege, wusste ich sofort: Hier muss es sein! Der minimalistische Kubus inmitten der sogenannten Hamburger Kaffeemühlen (so nennen die Hanseaten die 1920er und 1930er Rotklinker-Villen mit ihren quadratischen Grundrissen) fällt sofort ins Auge. Kein Wunder, dass der Hamburger Rainer Diersche für die Baugenehmigung seines 520 Quadratmeter großen Ausnahme-Hauses diverse Gutachten erbringen musste. Diersche, studierter Wirtschaftsingenieur und Produktdesigner hat mit diesem Haus nicht nur ein mehrfach ausgezeichnetes Architektur-Highlight realisiert, sondern auch den Spagat geschafft, den in Anthrazitfarben geklinkerten Neubau in die unter Milieuschutz stehende Bestands-Bebauung zu integrieren. Doch nicht nur für Architektur hat Unternehmer Rainer Diersche ein gutes Näschen: Diersche kreiert mit seinem Label Linari luxuriöse Raumdüfte und Parfums.
Unternehmer & Produktdesigner Rainer Diersche in seinem Arbeitszimmer. Auch von hier gibt es eine Sichtachse nach draußen
Der Hamburger Maler Erich Hartmann portraitierte Diersches Vater
MyStylery: Hier riecht es ausgesprochen gut. Wonach duftet es?
Rainer Diersche: Das ist der Duft „Estate“ aus der Linari-Kollektion. Wir haben im Haus eine Flächenbeduftung: Düfte werden über die Belüftungsanlage eingespeist, die nach meinen Ideen von Parfumeuren in Deutschland und Paris kreiert werden. Ich wähle den Duft je nach Stimmung. Ohne geht gar nicht.
Das Sofa im Wohnbereich ist von B&B Italia, die Bezugsstoffe für alle Kissen, Sessel und Betthaupte im Haus sind von Kvadrat
MS: Du hast Bankkaufmann gelernt, dann Wirtschaft studiert. Wie wird man Duftunternehmer?
RD: Duftaffin war ich schon als Kind. Später hatte ich im Stilwerk ein Ladengeschäft und merkte, wie groß die Nachfrage nach Design ist. Das brachte mich auf die Idee, anspruchsvolle Düfte in gutem Design zu entwickeln. Unser größter Auslandsmarkt ist übrigens Japan. Dort werden die Inhaltsstoffe streng kontrolliert und getestet, beispielsweise wie sich Düfte auf Hundenasen auswirken. Auf die Qualität der Verpackung als auch auf die des Inhaltes lege ich allergrößten Wert. Obwohl mir bei den Kosten manchmal die Tränen kommen. (lacht)
Der dänische Klinker der Kaminumrandung findet sich auch in der Außenfassade wieder. Die weißen Ledersessel sind von Cor
MS: Bei der Planung Deines Hauses warst Du ähnlich kompromisslos.
RD: Ja, das stimmt. Der Grundgedanke war, das Haus so minimalistisch und so ökologisch wie möglich zu gestalten. Wir nutzen Erdwärme für Fußbodenheizung und Stromversorgung. Gute Materialien sind das wichtigste, deren Harmonie untereinander und die konsequente Umsetzung. Der Klinker am Kamin ist der gleiche, der für die Außenfassade verwendet wurde. Auch die Bodenfliese wurde sowohl innen als auch außen verlegt, inklusive einer fortlaufenden Linienführung in der Verfugung.
Der illuminierte Handlauf aus lasierter Eiche führt in den ersten Stock
Immer dabei: Die Bengal-Katzen Gucci und Prada
MS: Das klingt ziemlich perfektionistisch.
RD: Ich bin konsequent. Wenn ich etwas mache, dann richtig.
MS: Ist es hier eigentlich immer so aufgeräumt?
RD: (lacht) Ja, es ist ein wenig museal. Und trotzdem gemütlich. Wenn man sich für eine minimalistische Bauweise entscheidet, dann gehört eine gewisse Ordnung beim Wohnen dazu.
Für Bettumrandung und Betthaupt wählte Rainer Diersche einen Filzstoff von Kvadrat
Neben dem Flatscreen im Masterbedroom hängt ein Portrait des Hamburger Malers Erich Hartmann. Es zeigt dessen Ehefrau
MS: In dieser Gegend herrscht baulicher Bestandsschutz, sogenannter Ensemble-Bestand. Deine moderne Bauweise hat Dir in der Nachbarschaft vermutlich nicht nur Freunde gebracht.
RD: Anders als die Nachbars-Häuser stand hier zuvor keine Kaffeemühle, sondern ein Haus, das nicht sanierbar war. Wir mussten es abreißen. Unser Kompromiss war die Anlehnung an den Bauhaus-Stil. Klar, dass sicher auch reichlich gelästert wird. Ich bin stolz auf das, was ich geschaffen habe. Wir leben augenscheinlich in einer Neidgesellschaft. Und das ist schade. BvH
Für Treppen, Handläufe und Innenschränke wurde lasierte Eiche verwendet
Auch das Masterbad ist mit ligurischem Schiefer ausgestattet
Rainer Diersche in der Sommerküche im obersten Stock des Hauses, wo er auch gerne Gäste auf der angrenzenden Dachterrasse bewirtet
Die Waschtische sind aus Corean
Bengal-Katze Gucci genießt die kühlenden Steinfliesen
Die Küche ist von Strato, die Arbeitsflächen aus Edelstahl, Nero Assoluto sowie Corean. Barhocker „Lem“ von La Palma
Klar, dass ein waschechter Hamburger Stühle mit dem Namen „Alster“ haben muss. Tisch und Stühle von Ligne Roset
Die Biedermeier-Kommode von 1820 wählte Diersche, „um die Strenge rauszunehmen“. Silberleuchter und Vase von Christofle. „Die Vase ist besonders, davon gibt es weltweit nur 20 Stück“.
Ölbild von Erich Hartmann, der in 1920er Jahren der Künstlervereinigung „Hamburger Sezession“ angehörte. Diersche erbte es von seinem Vater und ergänzte die Sammlung durch Zukäufe
Für den Weinkeller wurde ligurischer Schiefer verwendet
Auch die nach Rainer Diersches Vorgaben gestaltete Sauna wird von einem farbigen Lichtsystem ausgeleuchtet
Nicht nur der gesamte Wohn- sondern auch der Außenbereich wurde mit 1m x 1m großen Kalkstein-Fliesen versehen
Der minimalistische Kubus entstand in Zusammenarbeit mit den Hamburger Dibelius-Architekten. 520 Quadratmeter verteilen sich über zwei Stockwerke plus Keller auf einem 957 Quadratmeter großen Grundstück
Kontakt:
www.linari.com