Wer: Lili Radu, Designerin Wo: Frankfurt Sie ist die Senkrechtstarterin…
Villa Linari – das Haus, das duftet
Wer: Rainer Diersche – Unternehmer & Produktdesigner
Wo: Villa Linari, Hamburg – Groß Flottbek
Als ich in die ruhige Seitenstraße im schicken Hamburger Stadtteil Groß Flottbek abbiege, wusste ich sofort: Hier muss es sein! Der minimalistische Kubus inmitten der sogenannten Hamburger Kaffeemühlen (so nennen die Hanseaten die 1920er und 1930er Rotklinker-Villen mit ihren quadratischen Grundrissen) fällt sofort ins Auge. Kein Wunder, dass der Hamburger Rainer Diersche für die Baugenehmigung seines 520 Quadratmeter großen Ausnahme-Hauses diverse Gutachten erbringen musste. Diersche, studierter Wirtschaftsingenieur und Produktdesigner hat mit diesem Haus nicht nur ein mehrfach ausgezeichnetes Architektur-Highlight realisiert, sondern auch den Spagat geschafft, den in Anthrazitfarben geklinkerten Neubau in die unter Milieuschutz stehende Bestands-Bebauung zu integrieren. Doch nicht nur für Architektur hat Unternehmer Rainer Diersche ein gutes Näschen: Diersche kreiert mit seinem Label Linari luxuriöse Raumdüfte und Parfums.
MyStylery: Hier riecht es ausgesprochen gut. Wonach duftet es?
Rainer Diersche: Das ist der Duft „Estate“ aus der Linari-Kollektion. Wir haben im Haus eine Flächenbeduftung: Düfte werden über die Belüftungsanlage eingespeist, die nach meinen Ideen von Parfumeuren in Deutschland und Paris kreiert werden. Ich wähle den Duft je nach Stimmung. Ohne geht gar nicht.
MS: Du hast Bankkaufmann gelernt, dann Wirtschaft studiert. Wie wird man Duftunternehmer?
RD: Duftaffin war ich schon als Kind. Später hatte ich im Stilwerk ein Ladengeschäft und merkte, wie groß die Nachfrage nach Design ist. Das brachte mich auf die Idee, anspruchsvolle Düfte in gutem Design zu entwickeln. Unser größter Auslandsmarkt ist übrigens Japan. Dort werden die Inhaltsstoffe streng kontrolliert und getestet, beispielsweise wie sich Düfte auf Hundenasen auswirken. Auf die Qualität der Verpackung als auch auf die des Inhaltes lege ich allergrößten Wert. Obwohl mir bei den Kosten manchmal die Tränen kommen. (lacht)
MS: Bei der Planung Deines Hauses warst Du ähnlich kompromisslos.
RD: Ja, das stimmt. Der Grundgedanke war, das Haus so minimalistisch und so ökologisch wie möglich zu gestalten. Wir nutzen Erdwärme für Fußbodenheizung und Stromversorgung. Gute Materialien sind das wichtigste, deren Harmonie untereinander und die konsequente Umsetzung. Der Klinker am Kamin ist der gleiche, der für die Außenfassade verwendet wurde. Auch die Bodenfliese wurde sowohl innen als auch außen verlegt, inklusive einer fortlaufenden Linienführung in der Verfugung.
MS: Das klingt ziemlich perfektionistisch.
RD: Ich bin konsequent. Wenn ich etwas mache, dann richtig.
MS: Ist es hier eigentlich immer so aufgeräumt?
RD: (lacht) Ja, es ist ein wenig museal. Und trotzdem gemütlich. Wenn man sich für eine minimalistische Bauweise entscheidet, dann gehört eine gewisse Ordnung beim Wohnen dazu.
MS: In dieser Gegend herrscht baulicher Bestandsschutz, sogenannter Ensemble-Bestand. Deine moderne Bauweise hat Dir in der Nachbarschaft vermutlich nicht nur Freunde gebracht.
RD: Anders als die Nachbars-Häuser stand hier zuvor keine Kaffeemühle, sondern ein Haus, das nicht sanierbar war. Wir mussten es abreißen. Unser Kompromiss war die Anlehnung an den Bauhaus-Stil. Klar, dass sicher auch reichlich gelästert wird. Ich bin stolz auf das, was ich geschaffen habe. Wir leben augenscheinlich in einer Neidgesellschaft. Und das ist schade. BvH
Kontakt:
www.linari.com