Wer: Anna von Mangoldt – Farbdesignerin Wo: Nieheim-Holzhausen, Westfalen Und…
Ein Leben aus dem Koffer
Wer: Sammy Voigt – Model und Designer
Wo: Berlin-Mitte
Er sieht gut aus, spricht fünf Sprachen fließend – Portugiesisch, Italienisch, Französisch, Englisch und Deutsch – hat in Mailand und Paris gelebt. Geboren wurde Sammy Voigt in Brasilien, in dem kleinen Ort Rio Grande nahe der Argentinischen Grenze. Sein Großvater, ein Deutscher aus Bremen, kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Südamerika. Nach der Schule studiert Sammy in Rio Werbung und wird von einem Fotografen am Strand entdeckt. Es folgen Shootings für Vogue Italia und Uomo Vogue: Der Beginn seiner Model-Karriere und einem Leben aus dem Koffer. Seit zwölf Jahren jettet Sammy um die Welt, Tokyo, Los Angeles, New York. Auf den Schauen der internationalen Fashionweeks läuft er für Valentino, Yamamoto und Gaultier. Er kommt nach Deutschland, besucht Mutter und Bruder in München. Und beschließt, vorläufig zu bleiben. Sammy macht einen Deutschkurs, denn in seiner Kindheit wurde zu Hause nicht Deutsch gesprochen. Seit fünf Jahren ist seine Basis Berlin, eine kleine Seitenstraße, unweit des Hackischen Marktes. In Berlin nutzt Sammy die Chance, etwas Neues zu wagen. Für eine alteingesessene Krawatten-Manufaktur designt er die Stoffe. Nun hat er ein eigenes Label gegründet: Infinity.
MyStylery: Du scheinst gerade recht busy zu sein, wenn ich mich in Deiner Wohnung so umschaue …
Sammy Voigt: (lacht) Sorry für das Chaos, ich arbeite gerade an der neuen Kollektion.
MS: Wie wird man vom Model zum Designer?
SV: Das Interesse an Stoffen und am Design war schon immer da. In Berlin lernte ich die Edsor-Krawattenmanufaktur kennen. Zunächst habe ich mich um das Shopkonzept der Firma gekümmert, dann auch zunehmend um das Stoff-Design, eine Aufgabe, die ich dort schrittweise gelernt habe.
MS: Und nun hast Du Deine eigene Marke.
SV: Ja, im Juli letzten Jahres habe ich Infinity gegründet. Infinity steht für beste, aber bezahlbare Qualität. Schals und Foulards kosten ab einhundert Euro, Einstecktücher 29 Euro. Die Leute wollen für Accessoires nicht so viel ausgeben. Das müssen sie schon für Kleidung und Schuhe (lacht).
MS: Woher nimmst Du die Ideen für Deine Entwürfe?
SV: Ich recherchiere die aktuellen Trends und lasse damit den Zeitgeist in die Kollektion einfließen. Bilder und Reisen inspirieren mich, genauso wie ein Museumsbesuch oder ein Kunstkatalog. Aus all diesen Details erstelle ich ein Moodboard als Grundlage für das Designteam, mit dem zusammen ich in Como das finale Design festlege. Die Italiener sind was Stoffqualitäten betrifft nicht zu toppen.
MS: Welche Teile umfasst Deine Kollektion?
SV: Krawatten und Schleifen, aber vor allem Tücher und Schals aus Wolle, Seide, Cashmere und auch Baumwolle, die – basierend auf einer neuen Technik – umweltfreundlich gewebt und eingefärbt werden. Das heißt, wir verzichten auf ungesunde Chemie und nehmen stattdessen Chitosan, das aus Meeresfrüchten gewonnen wird. Das gute ist, jeder braucht Schals, egal ob man 18 oder 80 Jahre alt ist.
MS: Du hast diese Wohnung weitestgehend mit den bereits vorhandenen Möbeln übernommen. Fühlst Du Dich trotzdem heimisch?
SV: Eine Heimat habe ich nicht wirklich. Zuhause ist da, wo ich gerade bin. Ich finde, es gibt keinen wirklich idealen Ort und mache deshalb immer Kompromisse. Ich reise gern und das seit mehr als zwölf Jahren. Besitz würde mich nur belasten. Alles was ich habe muss in zwei Koffer passen. BvH
Kontakt:
www.infinity.boutique