Was: Der Berliner Salon Wo: Berlin Die „Berlin Fashion Week“…
Keld Mikkelsen: „Pass auf, dass dich der Job nicht killt.“
Was: Interview mit Keld Mikkelsen
über sein Fashionlabel ‚Day Birger et Mikkelsen‘
Ich erinnere mich noch genau an eine weiße Tunika, die ich Ende der 90er Jahre in einer Hamburger Boutique gekauft habe: üppig bestickt, etwas folkloristisch – und von dem dänischen Label ‚Day Birger et Mikkelsen‘. Ein absolutes Lieblingsteil, das ich zu Jeans, im Job und auf Partys getragen habe und das mich über viele Jahre begleitet hat. Habt Ihr auch so eine Erinnerungs-Klamotte im Schrank?
Auf das Interview mit Keld Mikkelsen, dem Begründer des Fashion-Labels habe ich mich deshalb besonders gefreut. Hinter seiner Marke verbirgt sich mittlerweile ein komplettes Lifestyle-Konzept: Kleide Dich wie ‚Day Birger et Mikkelsen‘ und lebe wie ‚Day Birger et Mikkelsen‘ – denn es gibt auch eine Home-Collection, entworfen von Marianne Brandi, der Partnerin von Keld. Außerdem im Portfolio die Zweitlinie ‚2nd Day‘ und seit 2014 eine Asseccoire-Linie. Das kreative Paar pendelt zwischen St. Barth, Lugano und Kopenhagen. Was treibt jemanden wie Keld an, der nach all den Jahren in der Branche immer noch aktiv in die Marke eingebunden ist?
MyStylery: Eigentlich könnest Du doch den Tag entspannt am Strand von St. Barth verbringen?
Keld Mikkelsen: Nein, das wäre mir zu langweilig und zu wenig inspirierend. St. Barth ist eher so ein Urlaubsding, da arbeite ich nicht, da will ich abschalten.
MS: Bist Du das erste Mal in Berlin?
KM: Ich war schon 4 oder 5 Mal hier, immer nur kurz zur ‚Premium‘, der Modemesse. Rein und raus sozusagen. Messen sind nicht so meins.
MS: Du magst keine Messen? Wie kommt das?
KM: (lacht) Da sind einfach zu viele Leute, es ist wahnsinnig laut und voll. Und es ist anstrengend.
MS: Du hast lange Zeit in Asien gelebt, bezeichnest Dich als Nomaden und Kosmopoliten. Was fasziniert Dich an der fernöstlichen Kultur?
KM: Diese Welt ist meine Muse. In Indien habe ich inspirierende Menschen getroffen und eine beeindruckende, vielfältige Kultur kennengelernt. Ich liebe die üppigen Stickereien auf den traditionellen Saris. Das ist große Handwerkskunst.
MS: Wie würdest Du Deine neue Kollektion beschreiben?
KM: Sie ist ein wenig Retro und doch modern. Etwas laut aber auch leise. Skandinavisch und trotzdem Ethno. Wir haben einen leichten, lässigen Look kreiert, der eine gewisse Klasse hat. Wir nennen die Kollektion deshalb New Bohemian.
MS: Warum wurde die Kollektion im Design Center in Lugano konzipiert?
KM: Wir mussten eine Entscheidung treffen und wir wollten überleben. Deshalb haben wir den kreativen Part und das Marken-Management in Lugano angesiedelt. Die gesamte Logistik sowie der Showroom bleiben in Kopenhagen. Wir sind schließlich nach wie vor ein dänisches Label. Und eine kleine Firma mit optimierter Organisation und kurzen Wegen. Darauf bin ich stolz.
MS: Wie bist Du eigentlich ins Fashion-Business geraten?
KM: Auf Umwegen. Zuerst habe ich an einer Tankstelle gejobbt, später in einem Musikladen, bevor ich das Angebot bekam, bei dem Fashion-Label Vero Moda einzusteigen. Vor 20 Jahren gab es keine Mode-Industrie in Dänemark, das war also eine ziemliche Herausforderung und entwickelte sich glücklicherweise zum Bestseller. Anfang der 90er Jahre starteten wir unsere eigene Marke, und die US Vogue lobte uns über den Klee. Mit Day haben wir eine Nische besetzt und sind sehr stark damit in Skandinavien und in England. Wir folgen unserem Herzen und lieben, was wir tun.
MS: Damals hast Du die Firma mit Malene Birger gegründet …
KM: Malene war meine erste Designerin und ich fand die Idee toll, dass die Leute glaubten, wir seien eine Familie. Unsere Vision war es, Mode zu machen, die tragbar ist. Yamamoto oder Dries van Noten zum Bespiel sind nicht alltagstauglich. Unser Stil war immer ein entspannter und ist es auch heute noch.
MS: Hast Du keine Angst davor, dass Dir die Ideen ausgehen?
KM: Warum sollte ich? Ich lasse mich von meinen Reisen rund um die Welt inspirieren und arbeite viel, auch wenn ich jetzt 57 bin. Obwohl mich manchmal Leute krank machen, die nicht zuhören und nicht kapieren, welche Richtung wir einschlagen.
MS: Mit Marianne Brandi hast Du die ‚Day-Home-Collection‘ gestartet.
KM: Richtig. Wir haben mit Kissen begonnen. Meine Frau verantwortet den kreativen Part und entwickelt die Inspirationen und Ideen. Das Interior-Business ist ganz anders als die Mode-Industrie.
MS: Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?
KM: (lacht) Ich hoffe, meine Tochter übernimmt den Laden.
MS: Was wirst Du ihr raten?
KM: Man kann alles verkaufen, solange eine Geschichte dahinter steht, damit die Leute Dich und das Produkt verstehen. Der Kunde muss vertrauen können, dass die Macher von ‚Day‘ ihren Job lieben. Und Du musst jeden Tag auf der Hut sein, dass Dich der Job nicht killt. BvH
Eine schöne tragbare Mode..gefällt mir.
Danke liebe Claire für Dein Feedback!Ich habe mich auch in diese schöne Kollektion verliebt. Viele Grüße von Birgit