Was: Château de Cheverny Wo: Loire-Tal, Frankreich Es war einmal…
The Floating Piers auf dem Lago D’Iseo
Was: The Floating Piers, Kunstprojekt
Wo: Lago D’Iseo, Italien
Es ist gut, überall Freunde zu haben. Insbesondere, wenn diese dann auch noch ein Haus am Lago D‘Iseo haben, wo der amerikanische Verpackungskünstler Christo gerade den halben See verhüllt hat. Lago was? Ich kenne zwar den Lago di Como und auch den Luganer See, muss aber gestehen, dass ich vom viertgrößten der oberitalienischen Seen zuvor noch nie gehört hatte. Am vergangenen Wochenende baten unsere Freunde also zum Terrassenfest in ihr Anwesen oberhalb des Sees, von wo aus wir Christos Kunst-Spektakel ‚The Floating Piers‘ auf dem Wasser aus optimaler Perspektive beobachten konnten. Ein Anlass, zu dem die internationale Kunstwelt anrückt und seit dessen Beginn am 18. Juni* bereits über 500.000 Kunstenthusiasten aus aller Welt in den beschaulichen Ort Sulzano pilgern ließ.
Seit Christos Projekten ‚The Gates‘ 2005 in New York und dem verhüllten Berliner Reichstag 1995, die er mit seiner 2009 verstorbenen Frau Jeanne-Claude realisierte, sind die Floating Piers das größte und vermutlich auch das letzte Verhüllungsprojekt des 81 Jahre alten Künstlers. 2014 fiel die Wahl von Christo und seinem Team auf den von Bergamasker Alpen umrahmten, malerischen Lago D’Iseo. Hier installierte Christo drei Kilometer lange Stege, die Sulzano mit den Inseln Monte Isola und San Paolo verbinden. Das besondere Merkmal dieser schwimmenden Pontons ist der gelb-orangefarbene Stoff, der die Stege verhüllt und diese optisch mit dem Festland verbindet durch weitere eineinhalb Kilometer Fußgängerwege in Sulzano und der Monte Isola.
Der Besucheransturm ist – auch für die Veranstalter – größer als erwartet: mehr als 55.000 Besucher drängen täglich durch die schmalen Gassen Sulzanos, und warten geduldig bei Temperaturen von 35 Grad am vergangenen Wochenende teilweise bis zu vier Stunden, bevor sie die Floating Piers betreten dürfen. Am Abend entspannt sich die Lage ein wenig und so konnte ich die schwimmenden Pontons ohne stundenlanges Anstehen betreten. Was für eine tolle Stimmung! Die tiefstehende Sonne ließ das Gelb-Orange des von einer deutschen Firma gefertigten Stoffes leuchten. Wie die Gesichter der Besucher, die nach extremen Wartezeiten in der Hitze dankbar die erfrischende Brise genossen. Die Stimmung war so gelöst, alle irgendwie gut drauf: Was für ein Happening!
Ich bin barfuß über die Floating Piers gelaufen, wollte die griffige und trotzdem weiche Oberfläche des Stoffes spüren. Herrlich, dieses permanente, sanfte Schaukeln, das sich intensivierte, wenn die patrouillieren Rettungsboote vorbei fuhren. Die Aussicht auf das Bergpanorama und die Sichtachsen der Piers genießend, mit leicht schwankendem Seegang, obwohl ich doch schon längst wieder Festland unter den Füßen hatte. Die Floating Piers sind ein Appell an alle Sinne, ein absolutes Highlight, wenn auch ein temporäres, wie alle Events von Christo zeitlich begrenzt sind. Am 3. Juli ist die Show vorbei, dann werden die Floating Piers abgebaut und in dem idyllischen Sulzano – und dem Haus meiner Freunde – kehrt wieder Ruhe ein. BvH
Blick aufs Ufer von Sulzano
*Info Floating Piers:
Insgesamt 16 Tage ist Christos Kunstinstallation ‚The Floating Piers‘ zu sehen. Wer von Sulzano die Insel Monte Isola und von dort die Insel San Paolo zu Fuß über die 16 Meter breiten, im Wasser schwimmenden Stege erreichen möchte, hat noch bis zum 3. Juli 2016 Gelegenheit. Danach wird das von Christo finanzierte, 15 Millionen teure Kunstwerk wieder abgebaut und recycelt. Der Eintritt ist frei.
Tipp:
Keine Lust auf stundenlange Warterei? Dann heißt es früh aufstehen. Morgens um 6 Uhr oder nach 20 Uhr sind die Floating Piers weniger stark frequentiert. Gegen 22 Uhr werden die letzten Besucher auf die Stege gelassen. Es gibt die Möglichkeit, die Insel Monte Isola per Boot anzusteuern. Tickets hierfür unbedingt vorher im Internet buchen.