Wer: Claudia von Schacky – Modedesignerin Wo: Berlin-Mitte Best of…
Zu Besuch bei Hubertus Hoffmann
Wer: Hubertus Hoffmann,
Internet-Unternehmer und Kunstsammler
Wo: Berlin
Best of MyStylery
Livingroom: Das Ölgemälde von Mauritius (1987) zeigt Sigmund Loewe, den Erfinder von Radio und Fernsehen neben seinem Freund, dem Physiker Albert Einstein. Davor ein Sofa von Living Divani und ein Vintage-Sessel von Hans Wegner
Ein cooler Neubau in Berlin, im Dachgeschoss des Gartenhauses ein moderner Wohntraum auf mehreren Etagen – Japanischer Zen-Garten inklusive. Der Hausherr ist ein umtriebiger Geschäftsmann, ein Kosmopolit, der den Ausgleich zu seinem reiseintensiven Leben in der Orchideenzucht findet. Selbstverständlich mit dazugehörigem Gewächshaus.
Internet-Pionier, Kunstsammler, Buchautor und Geostratege Hubertus Hoffmann
MyStylery: Orchideenzucht ist ein ungewöhnliches Hobby für einen Großstädter inmitten einer Metropole wie Berlin…
Hubertus Hoffmann: Stimmt. Aber diese Pflanzen begeistern mich schon seit meinem 16. Lebensjahr. Hier geht es nicht um Geld und Aktien, sondern um Schönheit und Exotik. Das Gewächshaus ist mein romantischer kleiner Dschungel.
Zen-Garten und Gewächshaus auf der Dachterrasse
MS: Dein Dachgarten ist ein kleiner grüner Traum. Hat er Dich zu der Initiative „Grün auf‘s Dach“ inspiriert?
HH: Es gibt immer weniger Grün in den Städten, aber riesige, ungenutzte Dachflächen. Ziel der mehr als 500 Unterstützer von „Grün auf‘s Dach“ ist es, die Hälfte aller Dachflächen im Laufe der kommenden Jahre zu begrünen. Das ist technisch machbar. Leider steht die 100 Jahre alte, antiquierte Bauverordnung im Weg, sie muss den Bedürfnissen von heute angepasst werden.
Essbereich und offene Küche mit einem Portrait von Twiggy
MS: Du hast in vielen internationalen Städten gelebt. Gibt es etwas, das Du in Deutschland vermisst?
HH: Den Deutschen fehlt häufig der Humor, das Lässige. Das gilt auch für ihre Wohnungen. Die meisten sind immer noch spaßfreie Zonen und spießig.
Das Empfangskomitee im Entrée ist Revolutionskitsch aus China. Darüber wacht die Kuh von Andy Warhol
MS: Apropos: Ein lustiges Empfangskomitee hast Du im Flur drapiert…
HH: …das ist Revolutionskitsch aus China. Die Porzellan-Figuren habe ich mal in Hongkong auf einem Flohmarkt entdeckt. Über Mao und Co hängt die pinke Kuh von Andy Warhol, das ist doch ein guter Kontrast.
Ein besonderes Souvenir ist die Biker-Jacke der Rolling Stones von einem ihrer letzten Konzerte in den USA
Die Serie von Keith Richards fotografierte Peter Lindbergh
Die Gitarre der Rolling Stones mit den Unterschriften aller Bandmitglieder
MS: Absolut. Was hat es mit der gerahmten Biker-Jacke auf sich?
HH: Die stammt von einem der letzten Rolling Stones Konzerte in den USA, darunter eine Gitarre aus einem Stones-Konzert. Alle Bandmitglieder haben unterschrieben. Ich mag aber auch das Bismarck-Portrait von Lenbach von 1897, das ich auf einer Auktion ersteigert habe. Daneben steht der Offiziersdegen meines Vaters. Jedes Teil hat eine Bedeutung.
Das Bismarck-Portrait malte Franz von Lenbach 1897, davor der Offiziersdegen von Hubertus Vaters
Das Arbeitszimmer
MS: Auf welches Stück bist Du besonders stolz?
HH: 1988 habe ich für 50 DM ein Plakat von Gerhard Richter in meiner Heimatstadt Goslar am Harz gekauft, als er den Kaiserring bekam. Die „Kerze“ hat er damals auch für mich signiert. Heute ist das Bild mehr als das Tausendfache wert. Meine kleine afrikanische Sammlung mag ich auch sehr, vor allem den antiken Häuptlingsstuhl aus Äthiopien oder den Häuptlingsschmuck, beide Teile haben gerade mal zusammen 700 Euro gekostet.
Gerhard Richter signierte das Plakat „Die Kerze“
MS: Ein gelungener Lifestyle ist…
HH: …wenn sich die Wohnung als Event gestaltet, alt und neu, preiswert und edel miteinander kombiniert werden. Aus den alten Rosenthal-Tassen meiner Mutter beispielsweise schmeckt mir mein Nachmittags-Tee einfach am besten. Wichtig sind mir gute Fotos oder Bilder an der Wand. Viele haben tolle Möbel, aber scheußliche Kunst oder gar keine.
Das Ensuite-Bad …
…grenzt direkt ans Schlafzimmer. Im Hintergrund der limitierte Helmut Newton-Bildband „Sumo“
MS: Was sind in Deinen Augen Einrichtungssünden?
HH: Fernseher. Das sind schwarze Löcher, die immer größer werden und die Räume dominieren. Ich hänge vor jedes TV-Screen ein Bild, das sich bei Bedarf per Knopfdruck zur Seite schiebt. Oft werden Wohnungen zu voll gestellt. Einrichtung sollte leicht sein mit gemütlichen Kuschel-Ecken.
Kunst von Christo im Flur …
… der dadurch zur Galerie wird
MS: Gibt es ein Interior-Investment, das Du nicht wiederholen würdest?
HH: Als Student wohnte ich wie wohl die meisten mit Ikea-Möbeln. Nicht ein Teil hat die Jahre überlebt. Über die vielen Jahre sind sicher 15.000 DM zusammen gekommen, die ich besser schon damals in Kunst oder ein gutes Möbelstück investiert hätte. Ich kann nur davon abraten, Massenware zu kaufen. Vintage-Möbel und gute Fotokunst hingegen gewinnen an Wert. Die besten Deals macht man übrigens bei Online-Versteigerungen. BvH
Das Roboter-Männchen von Nam Yun Paik
Die Treppe führt in den oberen Stock. Auch hier überzeugt die sachliche Architektur
Auf der Galerie die Fotoarbeiten „Papst“ …
… und „Dalai Lama“, beide von Tom Lemke – entstanden in Zusammenarbeit mit Hubertus Hoffmann unter dem Titel „Champions and the art of tolerance“
Im oberen Stock befindet sich der Gästebereich, wo Hubertus Funde aus Afrika dekoriert hat
Kunst und Reiseandenken im Mix
Afrikanische Kunst und eine Fotoarbeit von Michael Poliza
Gemälde von A.R. Penck
Humor darf in der Einrichtung nicht fehlen: Die Figuren sind Flohmarktfunde aus Hong Kong. „Angie“ (witzig, oder?) kaufte Hubertus in Berlin
Weitere Infos zum Thema „Grün aufs Dach“ auf Facebook:
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