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Alles Walzer auf dem Wiener Opernball
Was: Wiener Opernball
Wo: Wien, Österreich
Wer träumt nicht davon? Einmal auf dem Wiener Opernball in rauschender Robe und im Dreivierteltakt über das Parkett schweben. Für mich ging dieser Traum dieses Jahr in Erfüllung – inklusive Bühnentisch mit uneingeschränktem Blick auf Opernbühne und Logen.
Der Wiener Opernball ist in jeder Hinsicht ein Ereignis, dass es gründlich vorzubereiten gilt. Eintrittskarten und Logen müssen lange im Vorfeld (schriftlich) angefragt und gebucht werden, ebenso wie Hotel und Anreise. Während die Herren im Frack erscheinen, ist die Kleiderfrage für die Damen sicher eine der zentralsten. Ein Kleid für den Opernball hat lang zu sein, eine elegante Robe, die den eigenen Typ unterstreicht. Es war schon ziemlich interessant, wie variabel der Begriff Eleganz von den Damen interpretiert wurde. Und bitte keine Doppelgänger! Der Alptraum schlechthin, wenn dir dein Kleid plötzlich gegenübersteht. Ich habe mich für eine Traumrobe aus dunkelgrünem Samt vom Münchener Designduo Talbot Runhof entschieden, in der ich mich sehr wohlgefühlt habe.
Der Wiener Opernball polarisiert vermutlich wie kaum ein anderes gesellschaftliches Ereignis. Von einigen zur Boulevard-Veranstaltung degradiert, auf der sich Gäste unterschiedlichster Couleur und VIP-Kategorien tummeln, gilt der Wiener Opernball vielen als eleganteste Tradition der Donaumetropole. Und das zu Recht. Allein die prächtigen Säle der 1869 eröffneten Staatsoper bilden einen perfekten Rahmen, und die Opulenz der festlich geschmückten Räume lassen die k.u.k. –Ära lebendig werden. Habe die Ehre!
Die Grande Dame des Opernballs Elisabeth Gürtler hatte das Zepter ihrer Nachfolgerin Maria Großbauer übergeben, die erstmalig für die Gesamtorganisation und das diesjährige Motto „Alles Oper“ inklusive Gästeliste verantwortlich zeigte. Darunter Architekt Jean Nouvel (Les Galleries Lafayettes Berlin), die Chefin des IWF (Internationaler Währungsfond) Christine Lagarde, Verlegerin Liz Mohn und Milliardärswitwe Ingrid Flick. Aber auch bunte Vögel wie Bauunternehmer Richard Lugner, der für einen ordentlichen Scheck bekannte Persönlichkeiten aus den USA einfliegen lässt – in diesem Jahr Schauspielerin Goldie Hawn. Sowie ehemalige Teilnehmer des RTL-Dschungelcamps. Es ist dieser besondere Gästemix, der den Abend zu einem schillernden macht – inklusive sehen und gesehen werden, ein bisschen Klatsch und Tratsch.
Für mich begann der Abend mit einem Champagner-Empfang, gefolgt von einem exklusiven, köstlichen Fünf-Gänge-Menü im grünen Salon des Sacher Hotels, in dem ich auch gewohnt habe. Was für ein Luxus, allein in Hinblick auf die kurzen Wege. Gegen 21.30h ging es dann ins gegenüberliegende Operngebäude, wo die 5.000 Gäste des Balls links und rechts des Roten Teppichs über die von üppigen Blumenarrangements geschmückten Feststiege (Haupttreppe) strömten. Vorbei an Blitzlichtgewitter und Kameras verteilten sich die Ballbesucher auf den fünf Etagen des Opernhauses. Um 22 Uhr wurde der Ball in Anwesenheit von Österreichs gerade gewählten Bundespräsidenten Alexander van den Bellen und Bundeskanzler Christian Kern eröffnet.
Als es dann zum Einzug der 144 Debütantinnen kam, wurde ich ein wenig sentimental. Eigentlich sollte meine große Tochter dabei sein, die sich jedoch einen Bänderriss zugezogen hatte und damit an den umfangreichen und aufwendigen Proben der Debütierenden nicht teilnehmen konnte. Die jungen Damen – allesamt in weißen Abendkleidern – trugen dieses Jahr ein von Karl Lagerfeld designtes Swarovski-Diadem. Jede einzelne sah aus wie eine Prinzessin, einfach hinreißend! Das Ballett der Staatsoper verzauberte mit einer Darbietung und der anschließende Auftritt von Star-Tenor Jonas Kaufmann begeisterte nicht nur mich. Dann hieß es „Alles Walzer“ – links rum, versteht sich – und das Orchester spielte bis in den frühen Morgen.
Flanieren gehört dazu, auch für die Gäste einer Loge. Denn auf allen Ebenen des Opernhauses gab es Programm. Man konnte sein Glück im Casino versuchen, in der Keller-Disco abrocken oder im Großen Saal eine der beliebten Quadrillen tanzen. Kulinarisch wurde von ‚Slowfood‘ bis zum klassischen Würstel aufgetischt. Aus der Garderobe der Philharmoniker wurde ein Heurigen Lokal (Weinstube), das legendäre Wiener Café ‚Zum Schwarzen Kameel‘ war mit einer Dependance vertreten und die besten österreichischen Winzer mit sieben Weinbars. Der Zufall spülte mich zu vorgerückter Stunde in die Mitarbeiter-Kantine in den Katakomben der Oper. Opern-Stars, Bühnenarbeiter und Ballgäste saßen hier zusammen bei Leberkäs-Semmeln und Bier (oder einem letzten Champagner), ließen den Abend Revue passieren und ruhten die müden Füße aus. Um fünf Uhr früh endete der Ball aller Bälle. Draußen wurde es bereits hell und die Vögel fingen an zu zwitschern. Was für eine unvergessliche Nacht! BvH
Infos zum 61. Wiener Opernball:
Eine Eintrittskarte für den Wiener Opernball 2017 kostete 290 Euro, eine Loge zwischen 10.000 und 20.500 Euro; ein Tisch zwischen 400 und 1.200 Euro. Stehplatzkarten für die Generalprobe kosten 25 Euro, Sitzplatzkarten zwischen 30 und 60 Euro. Getränke und Speisen sind im Preis nicht enthalten
How to survive:
1.) Nicht auf nüchternen Magen erscheinen, sondern vorher etwas essen
2.) Gerade in den Logen ist es warm. Deshalb Fächer nicht vergessen
3.) Vor der Bestellung Getränkepreise erfragen: Die Flasche Champagner kostet 500 Euro
4.) Flache Schuhe (z. B. Ballerinas) als Ersatz mitnehmen. Ab 3 Uhr morgens ist das keine Stilsünde
5.) Das Opernballbüchlein ‚Libretto‘ dabei haben mit Übersichten über Räume, Musik, Kulinarik und Service
MyStylery’s Tipp I:
Auch, wenn eine Loge zunächst als „best place“ anmutet, empfehle ich einen Bühnentisch. Von hier haben alle Beteiligten einen weiträumigen Blick, den eine Loge nur von den vorderen Plätzen ermöglicht.
MyStylery’s Tipp II:
Übrigens: Wer in einem der 149 Zimmer im benachbarten Sacher Hotel logieren möchte, sollte heute schon für den Opernball 2018 anfragen.
Kontakt Wiener Opernball: