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Lido di Venezia – Venedigs grüne Oase
Was: Lido di Venezia
Wo: Italien
Kaum ein Ort hat so ein Sehnsuchtspotenzial wie die Stadt Venedig. Venedig ist das Synonym für Romantik und Mystik, verklärt und beschrieben in Literatur und Film. Ein Touristenmagnet, der alljährlich Millionen von Besuchern anzieht, so dass besonders in der Hochsaison die auf Holzpfählen erbaute Lagunenstadt längst am Rand ihrer Kapazität angekommen ist. Doch auch in Venedig finden sich beschauliche Rückzugsorte und Oasen der Ruhe. Eine davon ist der Lido. Bekannt für die alljährlichen Filmfestspiele „Mostra internazionale d’arte cinematografica di Venezia“, die dieses Jahr zum 75. Mal stattfinden, war der Lido als Urlaubsdestination bislang wenig präsent. Die Zeichen des Lido stehen jedoch auf Veränderung. Ein Neuanfang ist geplant, den ein Konsortium aus 21 Hoteliers und Geschäftsleuten vorantreibt. Anders als das restliche Venedig, setzt der Lido jetzt auf nachhaltigen Tourismus, inklusive alternativer Energien und Umweltauflagen sowie vom WWF geförderter Renaturierung: Der Lido ist jetzt grün.
Auch morgens um 8 Uhr ist die Welt auf dem Lido noch in Ordnung. Die ersten Schwimmer haben mit der aufgehenden Sonne längst ihre Bahnen im Meer gezogen. 20 Grad hat die Adria während meines Besuchs Mitte April und ist damit erstaunlich warm für die Jahreszeit. Zwei Spaziergänger führen ihre Hunde über den grauen Sand Gassi. Ansonsten habe ich den Strand nahezu für mich allein. Im Mai startet offiziell die Saison. Die Vorbereitungen dafür sind mittlerweile abgeschlossen. Das ist auch gut so, hat doch der Winter jede Menge Plastikflachen und anderen Unrat ans Ufer gespült.
Ich gehe vorbei am legendären Grand Hotel des Bains, das seit 2010 geschlossen ist und seither in seinem verwunschenen Privatpark wie Dornröschen auf die Wiederbelebung wartet. Auf dem Hauptboulevard – dem Gran Viale Santa Maria Elisabetta – werden um die Zeit die ersten Rollläden hochgefahren. Vor den Cafés, Pasticcerias, Gelaterias und Bars werden Stühle und Tische gerückt, es herrscht reges Treiben, über dem Geschirrgeklapper und der Duft von frischaufgebrühtem Espresso liegen. Der Lido ist wie ein Dorf, in dem jeder jeden kennt: „Ciao, come stai?“ Die Betriebsamkeit hat am frühen Morgen auch die Lagunenseite längst erfasst: Vaporetti und Wassertaxis mit Pendlern legen an und ab, denn viele Lidenzer arbeiten in San Marco oder auf dem Festland.
Nur ein paar Fußgeh-Minuten entfernt von Meer und Lagune liegt mein Hotel, das Ausonia & Hungaria. Ein Kleinod des Art Déco, erbaut 1907 mit einer eindrucksvollen, teils gekachelten Fassade. Der Lido ist bekannt für seine Jugendstilarchitektur, die hier seit dem Wirken der österreichischen Habsburger vertreten ist. Ich kannte bis dahin die gotische Architektur Venedigs mit ihren byzantinischen Einflüssen, bin aber gleichermaßen fasziniert von den vielen Jugendstil-Villen des Lido. Es lohnt sich übrigens, diese Architektur-Perlen per Fahrradtour zu erkunden.
Per Taxi – einem von insgesamt zwölf Inseltaxis – fahre ich in den einzigen Golfclub Venedigs, dem Circolo Golf Venezia im Süden der Insel. In dem klapprigen Mercedes habe er schon George Clooney und Michelle Pfeiffer über den Lido kutschiert, erzählt der Fahrer stolz. Clooney, der zu den alljährlich im August bis September stattfindenden Filmfestspielen von seiner Villa am Comer See per Helikopter einfliegt, hat auf dem 18-Loch Golfplatz noch nicht gespielt. Dafür Edward Duke of Windsor in den 1930er Jahren, während der Grund für seinen Verzicht auf die englische Krone, die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson, im Luxushotel Gritti Palace in San Marco auf ihn wartete. Ob der Duke wohl auch so begeistert war von diesem perfekt in die Landschaft integrierten Platz? 1928 auf einer aus dem 16. Jahrhundert stammenden Festungsanlage erbaut, wird der Golf-Parcours von altem Baumbestand flankiert und bietet traumhafte Sichtachsen in die idyllische Landschaft des Lido.
Von hier aus ist es ein Katzensprung zum beliebtesten Strand der Lidenzer, dem Bagni Alberoni. Eingebettet in das vom WWF unter Naturschutz gestellte und betreute 30 Hektar große Gebiet mit Dünenlandschaften und Pinienwäldern, ist der Strand hier weiß und feinsandig. Und wie schon am Morgen genieße ich einen nahezu menschenleeren Strand, betrachte die großen Schiffen, die vor der venezianischen Lagune ankern und schaue den Wellen hinterher. Kaum zu glauben, dass man hier in Venedig ist und gleichzeitig so weit davon entfernt. BvH
Perlen der Architektur
Einmal Gondoliere sein
Buon Appetito!
Übrigens:
Seit 1932 Publikumsmagnet und eines der international wichtigsten Filmfestivals: „Mostra“ – die Internationalen Filmfestspiele Venedigs.