Was: Daunt Books, Buchhandlung Wo: London Die Weihnachtszeit steht vor…
Ein perfekter Tag in Brügge
Was: Lieblingstipps für Sightseeing, Restaurants,
Things to do
Wo: Brügge, Belgien
Brügge – belgische Perle mittelalterlicher Architektur. Hier der Markt
Für mich als Lübeckerin ist ein Besuch in der belgischen Stadt Brügge wie ein Déjà-vu. Nur, dass meine Heimatstadt nicht im Vergleich mit dieser Ansammlung an pittoresken Patrizierhäusern, barocken Stadtpalais und klassizistischen Fassaden aufwarten kann. Wenn man durch Brügges Altstadt spaziert, erinnern die zahlreichen Grachten und Brücken auch an Amsterdam. Man spürt es an jeder Ecke Brügges, dass dieses Architektur-Juwel vom 13. bis ins 15. Jahrhundert eine der erfolgreichsten Handelsstädte gewesen ist und es beeindruckt mich, in welcher historischen Homogenität sich die Stadt sieben Jahrhunderte später immer noch präsentiert.
Brügge wurde nie durch Kriege oder großflächige Brände zerstört, weshalb der berühmte historische Stadtkern – seit 2002 Unesco Weltkulturerbe – erhalten blieb
Zur Einstimmung auf meinen Besuch in Brügge hatte ich mir den US-Film „Brügge sehen und sterben“ mit Colin Farrell angesehen und mich im Anschluss gefragt, wie man es bei den Dreharbeiten geschafft hat, die Touristenmassen fernzuhalten. Ich war von meinem belgischen Freund Winny schließlich vorgewarnt: „Ja, es ist immer voll in Brügge. Trotzdem sollte man einmal dort gewesen sein.“ Vielleicht nicht gerade an einem Wochenende und schon gar nicht, wenn 20.000 Fußballfans die Stadt stürmen und den Meistertitel ihres Vereins FC Brügge auf dem Markt in der Altstadt feiern. Die Tagestouristen fluten die historischen Mauern zu jeder Jahreszeit ab spätestens 11 Uhr morgens und walzen sich durch die engen Gassen dieses Bilderbuch-Ortes in Westflandern. Wer tagsüber den Massen entkommen möchte, läuft einfach jenseits der einschlägigen Plätze wie „Markt“ und „Burg“ und findet sich plötzlich in ruhigen Wohngegenden oder in begrünten Innenhöfen wieder. Eine Auszeit bietet auch der Beginenhof, der zwar auch ein Sightseeing-Highlight ist, in dem aber Gruppen keinen Zugang haben.
Lust auf eine Auszeit? Der Beginenhof ist eine grüne Oase der Ruhe und trotzdem mittendrin
Kulinarisch hat sich Brügge auf die Touristen eingestellt: Rund um den Markt, Burg und anderen „Places to see“ gibt es viele Restaurants, leider nicht immer gut, dafür häufig mit überteuerten Speisen. Und obwohl ich eigentlich weiß, dass man in Monaten ohne „r“ auf Muscheln verzichten sollte, habe ich „Moules Frites“ bestellt. Die belgische Spezialität wird hier ganzjährig angeboten, ist TK-Ware und von zweifelhafter Qualität. Mein Tipp: Ein Mittag- oder Abendessen in einem der zahlreichen Michelin- und Gault Millau-Restaurants, von denen viele vergleichsweise erschwingliche Lunchmenüs anbieten. Oder man entdeckt jenseits der Touristenpfade die Lokale der Einheimischen, wie der „Sanseveria“ in der Predikherenstraat.
Jenseits der Touristenpfade die Lokale der Einheimischen entdecken, wie der „Sanseveria“ in der Predikherenstraat: Die hippe Seite des mittelalterlichen Brügge
Wenn sich der Abend über Brügge senkt, die Tagestouristen wieder abgereist sind, atmen Stadt und ihre Bewohner erkennbar auf. Die Altstadt taucht ein in ein besonderes Licht, das die alten Mauern effektvoll in Szene setzt. Gleich um die Ecke meines Hotels Prinsenhof liegt das Feinschmeckerlokal Guillaume. Ich genieße ein köstliches Menü und einen super netten Service. Auf dem Weg zum Hotel erlebe ich die inzwischen menschenleeren Gassen Brügges bei Mondschein. Romantik pur! Ein Gefühl, das wenige Stunden zuvor kaum aufgekommen wäre. BvH
Brügge bei Nacht
Triennale Brügge
Art-Installation von Studio KCA am Jan van Eyck Platz
Kunstfans aufgepasst: Bis zum 16. September wartet in Brügge die Kunstausstellung Triennale auf mit 15 – teils begehbaren – Werken und Installationen, die sich über die gesamte Altstadt verteilen. Zentrales Thema: Liquid Society beleuchtet die Folgen der sich ständig verändernden zwischenmenschlichen Beziehungen. Kunst und Stadt lassen sich somit gemeinsam per Rundgang erkunden.
Unterhalb des blauen Wals hat das Feinschmeckerrestaurant Spinola seine Tische aufgebaut. Kunstgenuss aus unmittelbarer Nähe
Apropos Genuss: Dieses Café am Platz Biskajersplein gibt es nur während der Triennale
Reckt sich dem Himmel entgegen: Skulptur Lanchals – lange Hälse – von John Powers erinnert an einen Schwanenhals
Temporäre Brücken-Installation von Jaroslaw Kozakiewicz
Abkühlung gefällig? Vom pinkfarbenen Plastik-Pavillion der spanischen Architekten Selgascano darf man einen Sprung in die Gracht wagen
Urband Model nannte der belgische Künstler Wesley Meuris seinen Triennale-Beitrag, in dem sich Architektur und städtisches Leben begegnen
Minne Floating School von Kunlé Adeyemi: Eine Art schwimmende Schule, Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und ein Anreiz zur Erschaffung erneuerbarer Engergien
Planung ist alles: Wo ist was auf der Triennale Brügge 2018?
Wo man sich in Brügge bettet
Es gibt einige vielversprechende Boutique-Hotels in Brügge wie das Van Cleef, Hotel Die Swaene oder das Relais Bourgondisch Cruyce. Das Relais Bourgondisch Cruyce ist besonders schön eingerichtet (ich liebe das belgische Interior mit seinen sanften Farben) und liegt direkt am Kanal. Mit seiner historischen Fassade gehört es zu den meist fotografiertesten Spots in der Stadt. Ein Aspekt, der für etwas Unruhe sorgt. Ich entscheide mich deshalb für den „Prinsenhof“, das fußläufig in drei Minuten vom Markt in einer ruhigen Seitenstraße liegt.
Boutique-Hotel „Die Swaene“
Das Hotel Relais Bourgondisch Cruyce liegt direkt am Kanal…
…und ist besonders schön eingerichtet – ich liebe das belgische Interior mit seinen sanften Farben!
Rozenhoedkaai: Der meist fotografierteste Spot der Stadt. Was für ein herrlicher Blick!
Der Prinsenhof…
…mit seiner hübschen Lobby und einem Kamin mit Delfter Fliesen
Mein geräumiges Zimmer ist mit schönen Stoffen gestaltet und mit separater Toilette ausgestattet. Der Service im Prinsenhof ist professionell freundlich, aber leider nicht herzlich
Brügges Kulinarik
Ich lasse mich im Sternerestaurant Guillaume verwöhnen, das in der Korte Lane residiert in einem alten Cottage. Von außen wirkt es fast ein bisschen unspektakulär, so dass wir fast daran vorbeigegangen wären. Ich entscheide mich für das Dreigänge-Menü „Crazy Creations“ für 52 Euro: Amuse-Gueule aus neuinterpretiertem Vitello Tonato, Roastbeef und Zander. Als Vorspeise: Hummer, Fois Grois, Iberico Schinken und exotische Früchte. Gefolgt von Perlhuhn mit gerösteten Tomatenwürfeln und zum Dessert eine Himbeerschnitte. Wir verzichten auf die Weinbegleitung und wählen den Rosé Luberon aus der Provence, die Flasche für 32 Euro
Ich lasse mich im Sternerestaurant Guillaume verwöhnen
Allein die Vorspeise ein Augenschmaus: Hummer, Fois Grois, Iberico Schinken und exotische Früchte
Im Aux Merveilleux am Eiermarkt genießt man nicht nur den Blick auf einen imposanten Kronleuchter…
…sondern auch ein köstliches Frühstück mit ofenwarmem Brot und Croissants
Willkommen im Schokoladenparadies: Belgiens Schokolade ist legendär, aber auch hier gibt es qualitative Unterschiede. So ist nicht jede Trüffelpraline, die auf der Wollestraat in zig nebeneinander liegenden Confisserien angeboten wird, von überragender Qualität….
…Ein Augenschmaus: Meterlang türmen sich die Schokoladenberge
Gemütlich ist das Restaurant Assiette Blanche mit seinen Holzvertäfelungen. Serviert wird ein Lunch-Menü für 37 Euro:
Nach dem Amuse-Gueule – ein mit Anchovis und Parmesan gefüllter Macaron- folgt frittierte Seezunge mit Blattsalaten und Aioli…
Anschließend gegrillte Hüfte vom Lamb mit blanchierten und pürierten Karotten und Wildblumen…
Dessert: Rhabarber und Erdbeeren mit Baiser und Vanilleeis. Ein Glas vom offenen Weißwein aus dem Macon wird für 7 Euro angeboten. Der Service ist hervorragend und besonders freundlich
Brügge sehen und (hoffentlich nicht) sterben
Durchgang zum Burgplatz
Reichgestaltete Fassaden an den Häusern rund um den Burgplatz
Hier das Rathaus
Üppiger Barock, wohin man sieht
Lange Wartezeiten und Schlangen vor den Bootsanlegern für eine Fahrt auf den Grachten Brügges. Tipp: Dreimal täglich legen Boote zu einer halbstündigen Fahrt ins benachbarte Damme ab, der ehemals bedeutenden Handelsstadt. Vorherige Reservierung erforderlich
Wunderschöne Architektur im Kortewinkel wie hier die Bar Groot Vlaenderen
…mit beeindruckenden Türdetails
…nochmal 😉 …
…und imposanten privaten Türportalen
Über den Dächern von Brügge
Beeindruckend finde ich die Dachkonstruktionen mit den verwinkelten Schornsteinen und verspielten Türmen. Was für eine Pracht!
Wohnt hier Harry Potter?
Am besten, man hält den Blick immer nach oben gerichtet, dann entgeht einem nichts
…wie zum Beispiel diese prächtige Hausansicht
Ich liebe den belgischen Style mit den blassroten Klinkern und den dunkel gefassten Tür- und Fensterrahmen. Sooo edel!
Orte der Stille
Ja, es gibt sie, die beschaulichen Orte der Ruhe und Stille in Brügge
…wie dieses entzückende Rotklinker-Cottage direkt am Kanal gelegen
Meetingpoint für die Enten und Schwäne Brügges am gegenüberliegenden Beginenhof
Turm mit Aussicht und wunderschönen Shutters
Das verwunschene Garten-Paradies inmitten der Stadt Brügge und am Wasser gelegen: Mehr geht nicht
Idylle im Straßencafé Terrastje
Nur wenige Kopfsteinpflaster-Straßen vom Brügge-Trubel entfernt begibt man sich in eine ruhige Wohngegend, die mit ihren Erkern und Vorgärten ein wenig an London erinnert
Und klar, Windmühlen gehören genauso zu Brügge, wie die alte Wallanlage entlang der Kanäle, auf der sie einst errichtet wurden
Info Triennale Brügge
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Mir hat Brugge auch sehr gut gefallen, doch muss ich ihre Meinung (wenn auch ihrerseits nur auf den
Prinsenhof bezogen) auch teilen, dass die Bewohner dort nicht sehr herzlich sind. Aber das
ist mir in ganz Belgien unangenehm aufgefallen. Umso mehr habe ich die historische Architektur, die stillen kleinen Gassen abseits des Touristentrubels, sowie die wunderbaren
Restaurants genossen und moechte Hertog Jan in Zedelgem besonders hervorheben
Vielen Dank für Ihren Tipp, liebe Rena! Werde nächstes Mal einen Abstecher ins Hertog Jan einplanen. 🙂