Was: Geheimtipps für Essen, Trinken, Shoppen, Sightseeing Wo: Marrakesch, Marokko…
Comporta, Geheimtipp an Portugals Küste
Was: Der Küstenabschnitt Alentejo und Comporta
Wo: Portugal
Ich muss zugeben, dass ich im letzten Sommer ein bisschen eingeschränkt war in meiner Begeisterung zu meiner Lieblingsinsel Ibiza. Abgesehen vom stets zunehmenden Party-Tourismus hat sich die Insel zu einem hochpreisigen, überlaufenen In-Spot entwickelt. Tische im Restaurant müssen wochenlang im Voraus bestellt werden. Hotelzimmer in der Saison kosten nicht selten 500 Euro und mehr die Nacht. Die Strände sind voll und die Straßen verstopft. Ausgerüstet mit Kennertipps meines Düsseldorfer Freundes Guido ging‘s also statt auf die Balearen nach Portugal. Genauer gesagt an die Alentejo Küste, eine gute Autostunde südlich von Lissabon entfernt.
Erste Erkenntnis: Es gibt sie noch, die – beinahe – unentdeckten Landschaften. Feinsandige, menschenleere Strände, die unberührte Natur. Ein 60 (!) Kilometer langer Küstenabschnitt, der zuvor im Privatbesitz der größten Bankiersfamilie Portugals, Espirito Santo, war und seit deren Insolvenz vor wenigen Jahren peu à peu und unter beachtlichen Umweltauflagen erschlossen wird. Wer nach Comporta kommt, den erwartet NICHTS. Außer Natur pur. Hippes Nightlife, Schicki-Micki Restaurants, glamouröse Edelboutiquen oder preisgekrönte Siebensterne Hotels sucht man in Comporta und Umgebung vergeblich. Hier heißt das Motto: ociosidade relaxada – entspanntes Nichtstun. Diese besondere Art von Abgeschiedenheit hat den einen oder anderen Prominenten in die Gegend gelockt. Der Maler Anselm Kiefer, Schuhdesigner Christian Louboutin, die Cinzano-Familie, Caroline von Hannover haben in oder bei Comporta ihre Latifundien. Seitdem bekannt ist, dass Popstar Madonna ein Auge auf die Gegend geworfen hat, schauen auch andere genauer hin.
Darunter Investoren, die das Potenzial von Comporta schnell erkannt haben und als die Hamptons von Europa vermarkten. Ich finde den Vergleich nicht passend. Weder reiht sich an der Küste eine millionenschwere Villa neben der anderen – innerhalb eines Kilometers zur Wasserlinie darf hier nämlich nicht gebaut werden. Noch gibt man in Comporta etwas auf sonstige Statussymbole. Die Kiefernwälder mit ihren sandigen Böden und die Dünenlandschaften erinnern mich als Norddeutsche in ihrer Kargheit vielmehr an die Nordseeinsel Sylt. Vorbei an Hainen von Korkeichen führt die Fahrt von Lissabon nach Comporta entlang endloser Reisfelder, in denen der Himmel reflektiert und der Eindruck entsteht, als wüchse der Reis in den Wolken.
An der Praia do Pega in Carvalhal spaziere ich im weichen, weißen Sand in die Unendlichkeit, begleitet von der Brandung des Atlantiks, bis mich eine Welle ins Restaurant Sal spült, einem von insgesamt nur drei Strandrestaurants in der Gegend. In Flip Flops und Windbreaker ist man hier keineswegs underdressed. Im Gegenteil. Die anderen Lunch-Gäste interessiert das nicht. Und die fangfrische Seezunge, die hier mit Zitrone und köstlichem Olivenöl serviert wird, schon mal gar nicht. Ich sitze mit einem fantastischen Blick auf‘s Meer und inmitten vieler Franzosen, ganze Clans, bei denen sich Comporta schon seit seiner Öffnung allergrößter Beliebtheit erfreut. Die Stimmung ist entspannt, der Service besonders nett, das Essen großartig. Die Preise auch. Im ansonsten eher preiswerten Portugal sind einige Restaurants sowie das bisher einzige Hotel nahe Comporta, das Sublime – ein schickes Boutiquehotel im Cabana-Style – schon jetzt im oberen Segment angekommen.
Doch es gibt sie noch, diese Ursprünglichkeit, wo die Dorfältesten auf dem Marktplatz sitzen und an ihren Kaffees nippen, nur beobachtet von den vielen Störchen, die hier auf Dächern und Schornsteinen nisten. Im Nachbardorf Carvalhal gibt es den Espresso noch für unter einen Euro und in den kleinen Restaurants zahlt man für ein Gericht nicht mehr als fünf, sechs Euro. Mit den älteren Dorfbewohnern kommuniziert man mit einem Lächeln und per Zeichensprache – wenn man nicht gerade Portugiesisch beherrscht. Doch der Tourismus ist auf dem Vormarsch. Im Café Eucaylptus Pastelaria, wo auch die französische Einrichtungsikone Jacques Grange gerne auf einen Espresso vorbeischaut, beobachte ich die Enkelin der Wirtin. Sie zählt das Wechselgeld in fehlerfreiem Englisch auf den Tresen. Die Zeichen in Comporta stehen auf Veränderung. Schnell hin, bevor es soweit ist. BvH
Wie kommt man nach Comporta?
In einer Autostunde von Lissabon nach Comporta. Tipp: Von Setubal die Fähre nach Troia nehmen. Das spart Zeit und ist zudem ein schönes Erlebnis. Dann über die N253-1 Richtung Comporta.
Weitere Tipps für Comporta
Übernachten: Sobreiras Country Hotel oder das Herdade, beide in Grandola
Frühstücken: Colmo Bar in Comporta
Essen: Sem Porta Sublime, Cavalarica oder Restaurante Museu do Arroz in Comporta
Shoppen: Ethnic-Schick im Manumaya, Kissen und mehr bei Cush Cush, Pop-up Shops im Casa da Cultura, Dekoratives bei Marta Manteros Rice – alle in Comporta
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