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Ein perfekter Tag in Leipzig
Was: Meine persönlichen Lieblings-Tipps für Sightseeing und mehr in Sachsens Kult-Metropole
Wo: Leipzig
Warst Du schon mal in Leipzig? Nein? Dann nichts wie hin! Mein letzter Besuch der sächsischen Metropole lag eine gefühlte Ewigkeit zurück. Umso begeisterter war ich, als ich Leipzig letztes Jahr anlässlich des alljährlichen Bach-Festes besuchte, das diesen Sommer Corona*-bedingt leider ausfallen musste. Leipzig ist kulturell, grün und vielseitig. Eine Stadt mit Wow-Effekt.
„Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“ wusste schon einst Johann Wolfgang von Goethe, Deutschlands großer Dichter und Denker. Als Jura-Student verbrachte er zwar nur drei Jahre hier, immerhin inspirierte Leipzig ihn zu der großen Tragödie „Faust“. Goethes Stammkneipe war „Auerbachs Keller“, wo heute noch nach Originalrezept „Leipziger Allerlei“ serviert wird. Das legendäre Keller-Restaurant ist auch beliebter Anlaufpunkt großer Reisegruppen. Ich bevorzuge Lokale, in denen man echte Leipziger trifft.
Zum Beispiel die „Weinwirtschaft“ am Thomaskirchhof. Ich bestelle einen köstlichen Flammkuchen mit Rucola und Mozzarella (16 Euro) und genieße den Blick auf die gegenüberliegende, romanisch-neugotische Thomaskirche. Sie ist berühmt für den Thomanerchor und ihren einstigen Kantor und Komponisten Johann Sebastian Bach. Konzert-Tipp: Freitags um 18 und samstags um 15 Uhr probt der Weltklasse-Chor Bach-Motetten (Eintritt: zwei Euro).
Leipzigs Kaffeehauskultur ist legendär. Im Café „Kandler“ unbedingt die „Leipziger Lerchen“ – ein mit Erdbeerkonfitüre oder Marzipan gefülltes Mürbeteigtörtchen – probieren. Einst erfunden als Ersatz für Lerchen-Pasteten, nachdem die Jagd auf die Singvögel 1876 verboten wurde. Mein Favorit ist das traditionelle Kaffeehaus „Riquet“ mit dem von monumentalen Stein-Elefanten flankierten Eingangsportal. Unter schwerem Gründerzeitgebälk und goldenen Art Déco-Leuchtern serviert mir eine nette Kellnerin die wohl beste Eisschokolade mit frischgeschlagener Sahne (4,30 Euro). Der Service ist übrigens überall in Leipzig ausgesprochen aufmerksam und freundlich – eine Wohltat, wenn man den oft ruppig-rauen Tonfall Berlins gewohnt ist.
Die behutsam sanierte Altstadt ist es, die einen mit ihren üppigen Jugendstilfassaden, der klassizistischen Sandsteinarchitektur und den Stadtpalais in feinstem Barock verzaubert. Kultur und Shoppen lassen sich hier bestens miteinander kombinieren, denn viele der Sightseeing-Highlights wie Altes Rathaus und Börse liegen in unmittelbarer Nähe zu Einkaufsmeilen wie der Grimmaische Straße oder der eleganten Mädlerpassage. Ihr Erbauer, der Kofferfabrikant Anton Mädler, wollte damit 1912 die Mailänder Eleganz der „Galleria Vittorio Emanuele“ nach Leipzig holen. Ich schlendere weiter durch die Passage Specks Hof, bewundere die drei glasbedachten Innenhöfe und staune über die mit Stuck und Erkern verzierten Barthels-, Webers- und Jäger-Höfe, in die man über die Hainstraße gelangt.
Den besten Panoramablick auf Leipzig hat man von der Dachterrasse des 142 Meter hohen Cityhochhauses am Augustusplatz (Eintritt drei Euro). Klassikfans sollten sich einen Besuch des Leipziger Opernhauses und des Gewandhauses nicht entgehen lassen, dessen berühmte Dirigenten einst Felix Mendelsohn Bartholdy und Kurt Masur waren. Einen herrlichen Blick genießt man auch vom Völkerschlachtdenkmal, dem „Völki“, das mit seinen 91 Metern zu den höchsten Denkmälern Europas zählt.
Wer nun entspannen möchte, leiht ein Boot am Stadthafen und paddelt den Karl-Heine-Kanal hinunter: Im Café „Kanal 28“ anlegen und die Schrebergarten-Atmosphäre direkt am Wasser genießen. Auch die Weiße Elster, Elsterflutgraben und Elstermühlgraben lassen sich per Bootstour erkunden.
Zum Sonnenuntergang geht’s an den Cospudener See. Wo einst trister Braunkohletagebau die Landschaft (und die Umwelt) dominierte, ist vor 20 Jahren Leipzigs Naherholungsgebiet mit einer einzigartigen Seenlandschaft entstanden, die teils über Kanäle bis in die Stadt hinein führen. Am Ende von „Pier 1“ liegt das Restaurant „Sole mio Seeterrassen“ mit einem Rundumblick auf’s Wasser. Die Dorade mit Grillgemüse (20 Euro) ist köstlich, der Blick auf Jachthafen, Strand, Surfschule und Ausflugsdampfer malerisch. (Buslinien 65 und 79, Mai bis September).
Und wo gibt es noch den Charme des Unfertigen? Zum Beispiel in Plagwitz und in Lindenau, dem Leipziger Westen. Nördlich der Karl-Heine-Straße werden angestaubte Ladengeschäfte entrümpelt, Cafés eröffnet und Gemeinschaftsgärten gejätet. Weiter südlich hat sich in einer ehemaligen Baumwollspinnerei ein Künstlerzentrum mit Galerien etabliert. Ein beliebtes Szene-Viertel ist die Südstadt mit der Karl-Liebknecht-Straße. Ein wenig DDR-Nostalgie liegt über der „KarLi“ und doch mehr Multikulti in Kneipen, Cafés und Restaurants. Auf dem Gelände des ehemaligen VEB Feinkost finden Open Air Theater und Sommerkino statt. Und bei „Mrs. Hippie“, dem kultigen, 1993 gegründeten Fashion-Label gibt es bunte Mode made in Leipzig.
Zurück im Zentrum umgehe ich die bei Touristen beliebte Kneipenmeile „Drallewatsch“ (sächsisch für „um die Häuser ziehen“) mit ihren Restaurants und Bars rund um das Barfußgässchen. Stattdessen nehme ich noch einen Absacker in der Hotel-Bar des „Motel One“ (DZ ab 84 Euro) und schaue dabei auf die gegenüberliegende Nikolaikirche. Sie ist nicht nur die größte Kirche Leipzigs, sie ist die Geburtsstätte der damaligen, friedlichen Revolution im geschichtsträchtigen Wendeherbst 1989. Darauf stoße ich an. BvH
Tipps für Leipzig
Übernachten: Hotel Arcona Living Bach, DZ ab 100 Euro; Innside Meliá ab 91 Euro
Essen: „Café Barbakane“ auf der historischen Stadtbefestigung in der Moritzbastei (Hackfleischpfanne mit Gemüse und Kartoffeln 6,80 Euro).
Anreise: Zum Beispiel von Berlin 1 Stunde mit der Bahn (2. Klasse ab 60 Euro)
Sightseeing: mit Hop-on, hop-off, 2-stündige Stadtrundfahrt durch Leipzig, die wichtigen Sehenswürdigkeiten an zehn Haltepunkten, ein- und aussteigen, wie man möchte (ab 15 Euro)
*Die hier genannten Öffnungszeiten, Preise etc. können bedingt durch die derzeitig notwendigen Maßnahmen in der Corona-Pandemie eingeschränkt oder geändert worden sein.